Wenn die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock den Namen des österreichischen Palgiatsjägers Stefan Weber hört, dürfte es mit ihrem Wohlbefinden vorbei sein. Gleich zwei Mal brachte der Medienwissenschaftler Baerbock während ihres Wahlkampfs massiv in Bedrängnis.

Da wäre zunächst Baerbocks mit zahlreichen Fehlern behafteter Lebenslauf, mit dem sich zunächst Weber und einige andere Blogger befassten. Endgültig eng wurde es für Baerbock aber jetzt, als Stefan Weber in ihrem neuem Buch “Jetzt: Wie wir unser Land erneuern” zahlreiche Plagiate aufgedeckt hat. Webers Recherchen machten Baerbocks Buch zum Rohrkrepierer: Bisher 29 Plagiatsfragmente hat Weber darin ausgemacht.

Grüne kontern: "Kampagne", "Rufschädigung"

Die Reaktionen der deutschen Grünen auf Weber wurden zunehmend aggressiver. Die zahlreichen Mängel in Baerbocks Lebenslauf stritten die Grünen zunächst ab und sprachen von Fehlinformationen – ehe sich herausstellte: Fehlinformationen gab es tatsächlich, allerdings bei Baerbocks Curriculum. Auf Webers Plagiatsvorwürfe reagierten schließlich die sichtlich nervöser werdenden Grünen besonders scharf: Sie orteten hinter den Vorwürfen eine “Kampagne” und sprachen diesmal von “Rufschädigung”. Sogar Verschwörungstheorien tauchten im Internet auf: Hintermänner hätten den Plagiatsjäger aufgesucht, wurde allen Ernstes behauptet, vom “womöglich größten Angriff auf freie Wahlen in Deutschland” sprachen Grüne auf Twitter, und von einer “Schmutzkübel-Kampagne”.

Dabei ist Baerbock nicht die erste Politikerin, die ins Visier des 51-jährigen Medienwissenschaftlers geraten ist. In der Vergangenheit hat er sich auch schon die wissenschaftlichen Arbeiten anderer Politiker vorgeknöpft, etwa jene von Johannes Hahn (ÖVP), Peter Pilz (Grüne), Thomas Drozda (SPÖ), des ÖVP-Nationalratsabgeordneten Peter Weidinger und von Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP). Für Aschbacher bedeuteten Werbers Enthüllungen das Karriereende: In ihrer Diplomarbeit und in ihrer Doktorarbeit entdeckte Weber abseits von Plagiaten vor allem geringe Deutschkenntnisse und schwere sprachliche Fehler.

Seit Aschbachers Rücktritt sind Anfragen an Weber stark gestiegen. Mittlerweile beschäftigt der Plagiatsjäger ein ganzes Team, darunter zwei Privatdetektive. Oft sind Kanzleien seine Auftraggeber, manchmal auch Privatpersonen. Stefan Weber hat in der Vergangenheit auch tatsächlich schon einmal einen Auftrag von einer politischen Partei erhalten – und zwar von den Grünen selbst, jenen im EU-Parlament. Damals ging es um ein Gutachten des Bundesinstituts für Risikobewertung über die Gefährlichkeit des Pestizids Glyphosat.

Weber kämpft vor allem für wissenschaftliche Redlichkeit

Stefan Weber unterstrich bisher, bei sämtlichen Enthüllungen – auch jenen von Baerbock – stets aus eigenem Antrieb gehandelt zu haben. Es handle sich gewissermaßen um ein “investigatives Hobby”. Vor allem seine Beharrlichkeit ist es, mit der er Prominenten schon erheblich zusetzen konnte. Vorgetäuschte akademische Qualifikationen und wissenschaftliche Unredlichkeit rufen ihn auf den Plan. Nicht ohne Grund steht auf seiner Homepage: “Blog für wissenschaftliche Redlichkeit”. Im Falle von Baerbocks Buch könnte allerdings mehr als “nur” fehlende Redlichkeit vorliegen. Möglicherweise befinden sich darin sogar einklagbare Urheberrechtsverletzungen, so zahlreich sind die abgeschriebenen Passagen, die Weber mittlerweile darin gefunden hat.

Mit Baerbock ist Weber übrigens noch nicht fertig. Am Dienstag, den 6. Juli, wird er in einem Dokument sämtliche bisherige Plagiatsfragmente in ihrem Buch der Öffentlichkeit präsentieren. Annalena Baerbock dürfte, wie Weber vermutet, ein “Kind” der “akademisch sozialisierten Copy-Paste-Generation” sein, die primär mit Netzfunden im Internet arbeitet.

Aber auch bei Baerbocks Lebenslauf bestehen noch einige Fragezeichen, die Weber beantworten will. Bis heute legt Annalena Baerbock nicht ihre Masterarbeit an der London School of Economics vor, und auch ihre unvollendete Doktoratsarbeit gibt Fragen auf – der eXXpress berichtete. Dass Annalena Baerbock diese Fragen nicht beantwortet, dafür aber insgeheim ihren Lebenslauf und ihren Wikipedia-Eintrag mehrfach überarbeitet hat, dürfte Stefan Weber wohl nur weiter motivieren, nicht nachzulassen. Wissenschaftliche Unredlichkeit treibt ihn eben an, ganz ohne Auftraggeber.