Ab Montag, 15. August, ist es soweit: Auf diesen Tag fällt heuer der „Tax Freedom Day“. Von da an müssen alle heimischen Steuerzahler nichts mehr an die österreichische Staatskasse abliefern. Das hat das Austrian Economics Center (AEC) berechnet.

Tatsächlich hat der Tag nur symbolische Bedeutung. Er soll die Bürger auf die höhe der Abgaben- und Steuerbelastung aufmerksam machen. „Es bedeutet, dass die österreichische Bevölkerung siebeneinhalb Monate ausschließlich arbeitet, um staatliche Ausgaben zu finanzieren“, sagt Martin Gundinger, Senior Research Fellow des AEC, der die Berechnungen durchgeführt hat.

Das Einkommen von viereinhalb Monaten bleibt bei den Bürgern

Mit anderen Worten: 62,5 % der erwirtschafteten Einkommens der österreichischen Volkswirtschaft fließt an den Staat. Übertragen auf das Jahr sind das siebeneinhalb Monate. So lange arbeiten die Bürger für die Staatskasse, nur das erwirtschaftete Einkommen von viereinhalb Monaten bleibt bei ihnen.

Ein Blick auf die Sozialabgaben zeigt: Vor allem die Finanzierung der Pensionen frisst viel auf.

Tax Freedom Day soll Diskussion über Steuern und Gerechtigkeit anregen

„Der Tax Freedom Day, also der Steuerzahlergedenktag, ist eine anschauliche Grundlage für alle Diskussionen rund um Steuern und Gerechtigkeit“, sagt Barbara Kolm, Direktorin des AEC, das die Berechnung des „Tax Freedom Day“ für Österreich seit 1976 durchführt. Der „Steuerzahlertag“ oder „Steuerzahlergedenktag“ ist der erste Tag im Jahr, von dem an das erwirtschaftete Einkommen einer Volkswirtschaft nicht mehr zur Bezahlung von Staatsausgaben abgeführt werden muss.

Barbara Kolm

In den vergangenen Jahrzehnten ist der Anteil, den die Österreicher an den Staat liefern, gestiegen, folgerichtig hat sich der „Tax Freedom Day“ kontinuierlich nach hinten verschoben. „Es ist zu befürchten, dass dieser Trend anhält“, sagt Barbara Kolm. „Steigende Zinsen führen zu erhöhten Zinszahlungen und damit zu einer höheren Belastung, um die angefallenen Schulden inklusive Zinsen zurückzuzahlen. Wenn keine Bereitschaft für umfassende Reformen besteht, wird sich der Tax Freedom Day weiter nach hinten verschieben.“

Gundinger: Es braucht ein Umdenken der Politik

Gundinger ergänzt: „Vor dem Hintergrund der steigenden Inflationsrate ist eine Senkung der Abgaben – einhergehend mit Kürzungen staatlicher Ausgaben – sinnvoll. Sinkende Abgaben sorgen nämlich für höhere Produktivität, und wenn mehr produziert wird, wirkt dies preisdämpfend. Ein dringendes Umdenken der Politik ist hier nötig, die derzeit versucht, mit zusätzlichen Ausgaben und Sonderabgaben gegenzusteuern – ein Versuch, der mit hoher Wahrscheinlichkeit die Preise weiter ansteigen lässt.“

Ermittelt wird das Datum über die zurzeit vorhandenen Prognose-Daten für das laufende Jahr. Nach Vorliegen der endgültigen Zahlen zum Jahresende kann es daher noch zu einer Verschiebung kommen kann. So war der „Tax Freedom Day“ für 2021 zunächst für den 8. August prognostiziert worden, letztlich fiel er aber auf den 14. August.

Das Volkseinkommen von Unternehmen und Haushalten als Grundlage

Herangezogen werden zur Bestimmung des Datums die Steuern und Abgaben (direkte Steuern wie die Lohnsteuer, indirekte wie Mehrwert-, Mineralölsteuer) im Verhältnis zum Einkommen der Haushalte und Unternehmen. Der sich daraus ergebende Prozentsatz wird auf das Jahr mit 365 Tagen umgelegt. Gundinger: „Wir ziehen als Grundlage der Berechnung das Volkseinkommen heran, das das gesamte in einer Volkswirtschaft von privaten Haushalten sowie Unternehmen erzielte Einkommen beinhaltet.“

Auch die Einkommenssteuer ist im internationalen Vergleich hoch.Christian Ohde/McPhoto/ullstein bild via Getty Images

Über weit geringere steuerliche Verpflichtungen dürfen sich beispielsweise die US-Bürger freuen. Sie sind ihnen heuer schon am 18. April nachgekommen. Deutlich geringer ist die Abgaben- und Steuerlast auch in Großbritannien, wo der „Tax Freedom Day“ am 8. Juni gefeiert wurde.

Ziel sei es auf dieser Basis eine vernünftige Diskussion darüber zu führen, welche (positiven) Leistungen der Staat mit dem Geld seiner Bürger einerseits erbringt und andererseits wie effizient er mit dem Geld umgeht, unterstreicht Kolm, die eine sinnvolle Verwendung der Gelder durch den Staat nicht grundsätzlich in Abrede stellt. Natürlich: Die wachsende Höhe der Abgabenlast – auch im internationalen Vergleich – gibt zu denken…