Gegen eine Infektion mit den in Österreich dominanten Untertypen der Omikron-Variante des SARS-CoV-2-Erregers (BA.2 und BA.4/5) waren laut einer Modellrechnung von Simulationsforschern Anfang August geschätzte rund 70 Prozent der Bevölkerung immun. Ein so hohes das Niveau wurde in der monatlichen “Modellbasierten Schätzung des Immunisierungsgrades” zuletzt zwischen März und Mai erreicht.

Immunität verringert künftige Ausbreitung des Virus

Das Team um Martin Bicher von der Technischen Universität (TU) Wien und dem Unternehmens dwh, einem TU-Spin-off, hält fest, dass zum Stichtag (1. August) “in etwa 72 Prozent der österreichischen Bevölkerung gegen die Omikron BA.2 Subtype immun” waren. Beim Blick auf die BA.4/5-Subvarianten liege man mit rund 70 Prozent etwas darunter.

Vor allem Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) fordert permanent strengere Corona-Regeln. Immer mehr Bürger fragen sich aber: Warum schlittern dann Länder mit weniger strengen Regeln nicht in Nöte?

Diese Immunitätswerte haben auch Einfluss auf die Ausbreitung des Virus. Damit wird auch die sogenannte effektive Reproduktionszahl – also die durchschnittliche Anzahl an Personen, die ein Infizierter ansteckt – verringert. Die Analyse basiere auf internationalen wissenschaftlichen Studien und auf einem “sehr genauen” Blick auf Reinfektionsdaten je nach Erreger-Variante aus Österreich, erklärte Bicher.

Impfung schütze vor schweren Verläufen, nicht (mehr) vor Infektionen

Die Ursache für das aktuell vergleichbar hohe Niveau sind zum allergrößten Teil die Infektionen, die große Teile der Österreicher in den vergangenen Wochen und Monaten durchgemacht haben. Die Impfungen und Auffrischungen schützten seit der Dominanz der Omikron-Variante primär vor schweren Krankheitsverläufen.

Die nun errechneten, doch deutlich höheren Immunitätslevels im Vergleich zu Anfang Juni und Juli machen “epidemiologisch durchaus Sinn”, so der Simulationsforscher. Die BA.4/5-Welle habe ihren zwischenzeitlichen Höhepunkt bereits hinter sich. Das Abebben sei auf temporäre Sättigungseffekte zurückzuführen – dem Virus gehen also die potenziellen “Opfer” im näherem Umfeld aufgrund rundum steigender Immunität aus. Allerdings könne sich mit der Rückkehr der Urlauber und dem Rückgang der positiv wirkenden saisonalen Effekte im Herbst die Situation den Modellrechnungen zufolge wieder ändern.