Das zeigt eine großangelegte Studie der Pädagogischen Hochschulen (PH), für die im Frühjahr 2020 14.400 Schüler zwischen 14 und 16 Jahren befragt wurden. Studienautorin Gudrun Quenzel ortete in diesen Haltungen vor Journalisten eine “Wertesynthese”. Das Politikinteresse der Jugendlichen hält sich in Grenzen.

Mehrheit der Jungen lässt sich zu den "Materialisten" zählen

Grob gesprochen unterscheiden die Studienautoren vier Wertetypen: 25 Prozent zählen zu den “Materialisten” – sie legen verstärkt Wert auf einen hohen Lebensstandard bzw. auf Macht und Einfluss. Etwas größer ist die Gruppe der “Erfolgsorientierten” (29 Prozent), denen es um beruflichen Aufstieg geht und für die Schule und Leistung sehr wichtig ist. Gleich groß ist die Gruppe der Idealisten, die sich um Umwelt und Klima sorgen und sehr tolerant sind. 18 Prozent zählen zu den “Zögerlichen”: Sie haben wenig Ziele und sind eher pessimistisch eingestellt bezüglich ihrer Gesundheit und Zukunft. Differenziert man nach besuchtem Schultyp, gibt es keine großen Unterschiede: An maturaführenden Schulen gibt es tendenziell mehr Idealisten, an Pflichtschulen und Schulen ohne Matura mehr Erfolgsorientierte.

Jobgarantie hat Priorität

Konservativ sind die Jugendlichen in Sachen Beruf: Auf die Frage, was ihnen dabei am wichtigsten ist, steht die Jobsicherheit an erster Stelle, gefolgt von der Vereinbarkeit mit der Familie. Vergleichsweise eher unwichtig ist dagegen ein hohes Einkommen – mehr Wert auf letzteres legen dafür Jugendliche aus schwächeren sozialen Schichten und Zuwanderer.

Vorrangige Wünsche an einen (künftigen) Partner sind Verlässlichkeit (stimmt völlig: 93 Prozent), gemeinsam Spaß haben (92 Prozent) und Treue (90 Prozent). Vergleichsweise unwichtig sind Partner aus demselben Herkunftsland (20 Prozent), alles gemeinsam zu tun (18 Prozent) und ein gutes Einkommen (13 Prozent).

Angst vor Umweltverschmutzung und Klimawandel noch vor schwerer Krankheit

Bei der Frage nach den Ängsten der Jugendlichen dominieren Umweltverschmutzung und die Folgen des Klimawandels, gefolgt vom Zerbrechen der Familie und schwerer Krankheit. Hier konstatierte Quenzel einen deutlichen Wandel: Gegenüber früher seien materielle und berufsbezogene Ängste deutlich in den Hintergrund getreten.

Anpassung und Integration von Migranten gefordert

Der Migration stehen die Jugendlichen durchaus offen gegenüber, betonte Co-Autorin Gabriele Böheim. Die Befragten sehen Österreich als Einwanderungsland und stimmen auch der Aufnahme von Flüchtlingen mit überwiegender Mehrheit (68 Prozent) voll oder eher zu. Das entspreche auch der Lebensrealität der Jugendlichen in heterogenen schulischen Gruppen. Gleichzeitig erwartet sich aber auch eine deutliche Mehrheit, dass sich Zuwanderer der heimischen Kultur anpassen (70 Prozent). Wer selbst zugewandert ist, steht Migration noch offener gegenüber – je länger man im Land ist, desto mehr gleichen sich aber die Einstellungen an.

Kaum Interesse an Politik

Eher schwach ausgeprägt ist das Politikinteresse: Nur elf Prozent bezeichneten sich als stark interessiert, weitere 34 Prozent als zumindest etwas. 34 Prozent gaben eher geringes Interesse zu Protokoll, 21 Prozent konnten gar nichts mit dem Thema anfangen. Etwas höher ist das Polit-Interesse bei Burschen und bei Schülern an AHS und BHS.

Mehrheitlich zufrieden (70 Prozent) sind die Jugendlichen mit der Art und Weise, wie die Demokratie in Österreich funktioniert. Am stärksten ist diese Einstellung bei AHS- und BHS-Schülern vertreten, knapp gefolgt von den Pflichtschülern – am geringsten ist die Zufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie an Berufsschulen und berufsbildenden mittleren Schulen.

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) verglich die Erhebung mit der bekannten Shell-Jugendstudie in Deutschland. Für die PH, an denen neben den Unis die Lehrer ausgebildet werden, sei es wichtig zu wissen, was Jugendliche denken bzw. ihre Werte und Einstellungen zu kennen.