Laut einer Studie des Max-Planck-Instituts mit dem Rostocker Zentrum zur Erforschung des sozialen Wandels, spielen soziale Faktoren bei einer Corona-Infektion eine wichtige Rolle. Demnach waren zu Beginn der Pandemie vor allem “mobilere Gruppen” von dem Virus betroffen, sprich: wohlhabendere Menschen mit einem höheren sozioökonomischen Status, die sich etwa bei Reisen, geschäftlicher wie privater Natur, infiziert haben.

Im weiteren Verlauf des Infektionsgeschehens sind aber zunehmend Personen aus dem Niedriglohnsektor erkrankt, die etwa in Schlachtbetrieben oder Pflegeeinrichtungen tätig sind. Mit der neuen Delta-Welle könnte sich jetzt ein ähnliches Infektionsgeschehen abzeichnen.

als Corona-"Hotspot" ist der Skiort Ischgl in Tirol international in die Schlagzeilen geratenAPA/JAKOB GRUBER

Die Forscher überprüften damals anhand von fünf Zeiträumen die Verläufe der Corona-Ausbreitung in Deutschland: Während im Frühbeginn der Pandemie vor allem Kreise betroffen waren, die im wohlhabenderen Westen der Bundesrepublik liegen und eine hohe Dichte an Katholiken aufweisen, hat sich das Geschehen in der zweiten Phase hin zu den sogenannten “Hot-Spots” wie etwa Ischgl hinverlagert. “Unter den ersten 20 Indikatoren, die am stärksten mit diesen frühen hohen Fallzahlen korreliert waren, gehörten sechs, die alle auf einen vergleichsweise hohen sozioökonomischen Status schließen lassen, wie zum Beispiel eine geringe Jugendarbeitslosigkeit”, schreiben die Forscher dazu.

Wirtschaftlich Schwächere stärker betroffen

In der dritten Phase schließlich verlagerte sich das Infektionsgeschehen von den städtischen in eher von Armut geprägte Kreise ab. Eine Tendenz, die sich in der vierten Phase weiter verschärft hat. Im letzten Zeitabschnitt schließlich zeigte sich, dass viele Infektionen nun wieder in eher ländlichen, aber ebenfalls eher ärmeren Kreisen stattfinden.

In einem Schlachthof in Niedersachen haben sich im Vorjahr 66 Mitarbeiter mit dem Corona-Virus infiziertAPA/dpa/Mohssen Assanimoghaddam

Insgesamt, so bilanzieren die Autoren der Studie, könne man anhand der regionalen Daten sehen, dass die erste Corona-Welle im Frühjahr 2020 als Krankheit der wohlhabenden Landkreise in Süddeutschland begann und sich von dort in ärmere städtische und später dann wieder in ärmere landwirtschaftlich geprägte Regionen entwickelt hat.

Die komplette Studie “Trifft COVID-19 alle gesellschaftlichen Schichten?” vom Dezember 2020 können Sie hier nachlesen auf der Seite 6.