Sie steht nicht zum ersten Mal in den Schlagzeilen. Ein Skandal jagt den anderen und es handelt sich mittlerweile um eine ganze Reihe an Aufregungen um die Schweizer Großbank Credit Suisse (CS). Nun sorgt ein Daten-Leak für enormen Wirbel. Informationen zu über 30.000 Kunden und Beträgen in Milliardenhöhe erreichen durch eine anonyme Quelle Journalisten auf der ganzen Welt.

Fragwürdige Konten

Verschwinden diskrete Daten aus unternehmensinternen Speichern und gelangen somit an die Öffentlichkeit, ist das hinsichtlich der Vertrauenswürdigkeit einer Bank ohnehin ein enormer Einschlag. Im Fall der CS geht es aber um viel mehr als nur das. Die Informationen zu den rund 18.000 Konten schockieren: Angeblich sollen unter den Kontoinhabern neben Oligarchen und Kardinälen auch unzählige Kriminelle sein, darunter sowohl korrupte Politiker aus heiklen Ländern als auch Mörder und Menschenhändler. Einige von ihnen standen schon vor Kontoeröffnung unter Verdacht von Korruption oder wurden bereits verurteilt.

54 Millionen Schweizer Franken

Sieht man sich die veröffentlichten Daten an, fallen einem Namen wie Samir Rifai, der frühere Premier Jordaniens, ins Auge. Er konnte trotz Enthebung seines Amtes wegen Korruptionsvorwürfen ein Konto bei Credit Suisse eröffnen. Auch Nervis Villalobos, der frühere venezuelische Vize-Energieminister, tauchte im Laufe der Recherche als Kontobesitzer auf. Er hatte sich 2016 in Genf niedergelassen, jedoch seine Aufenthaltsbewilligung wegen Gefahr für die Sicherheit und Reputation der Schweiz verloren. Sein damals höchster Kontostand: neun Millionen Franken. Darüber hinaus wurde der ehemalige Siemens-Manager und Nigeria-Chef, Eduard Seidel als Kunde der CS entdeckt. Sein Konto erreicht 2006 einen ominösen Höchststand von mehr als 54 Millionen Schweizer Franken, der, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, „mit seinem Siemens-Gehalt schwer zu erklären ist“.

"Suisse Secrets"

Es ist eine internationale Recherche, die weit über Ländergrenzen hinausgeht. Die Süddeutsche Zeitung, die New York Times, der britische Guardian oder auch Le Monde in Frankreich arbeiten mit dem Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) zusammen. Sie werten die Daten der Whistleblower aus und publizieren die Ergebnisse mit dem Titel „Schweizer Geheimnisse“.

Keine Einsicht

Credit Suisse selbst reagiert mit Abwehr auf die Vorwürfe. Fragen bleiben unbeantwortet und es wird lediglich die Einhaltung „höchster Sicherheitsstandards“ versichert. Den Angaben der Bank zufolge seien 90 Prozent der angeführten Konten bereits stillgelegt.

Doch Credit Suisse ist alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Vom Bundesstrafgericht verurteilt musste die Bank bereits in der Vergangenheit immer wieder Strafzahlungen leisten. Zudem wurde CS vor nicht allzu langer Zeit vom Bundesstrafgericht wegen Beihilfe zur Geldwäsche eines bulgarischen Drogenkartells verurteilt. Die Schweizer Großbank stand also schon vor dem Datenleck auf der Kippe. Ist dieser nun der letzte Schubs, der sie letztendlich in den Abgrund stürzen lässt?