Russland versucht, seinen Einfluss in der Region um Afghanistan wieder auszubauen. Am Mittwoch lud der Kreml die Taliban-Regierung sowie Vertreter Chinas, des Iran, Indiens und mehrerer asiatischen Staaten, die zur ehemaligen Sowjetunion gehörten, nach Moskau ein. Die USA reisten mit Verweis auf technische Gründe nicht zu dem Treffen, wollen aber an zukünftigen Konferenzen teil nehmen. Und das, obwohl der Taliban-Innenminister die Familien von afghanischen Selbstmordattentätern, die US-amerikanische Soldaten getötet haben, ehrte und sich bei Ihnen bedankte. Der Delegationsleiter der Taliban, Vize-Regierungschef Abdul Salam Hanafi, erklärte bei der Afghanistan-Konferenz, seine Regierung sei bereit, “sämtliche Bedenken der internationalen Gemeinschaft mit aller Klarheit, Transparenz und Offenheit” zu diskutieren. Eine internationale Isolation Afghanistans sei allerdings “in niemandes Interesse”.

Menschenrechtsvergehen an der Tagesordnung

Dieses Mädchen soll – trotz Burka und Gesichtsverhüllung – unsittlich geschaut und sogar geflirtet haben und wird dafür ausgepeitscht.AFP

Hanafi appelierte an die internationale Staatengemeinschaft, die Talibanregierung finanziell zu unterstützen. „Wir brauchen keine ausländische Militärhilfe, wir brauchen Unterstützung für den Frieden in Afghanistan, wir brauchen Wiederaufbau und Wiederansiedlung”, sagte er.

Die Taliban eroberten schon im Frühling 2021 weite Teile des Landes, am 15. August zogen sie kampflos in die Hauptstadt Kabul ein, wo sie seitdem regieren. Es kommt zu täglichen Übergriffen auf Zivilisten, Frauen sind de facto zu Hause eingesperrt, dürfen keine Bildungseinrichtungen besuchen, Andersdenkende oder Homosexuelle werden öffentlich hingerichtet. Die Taliban-Regierung, die ausschließlich aus Männern, davon die wenigsten mit akademischer Vorbildung, besteht, sieht sich mit zahlreichen Problemen konfrontiert. Laut UN zeichnet sich eine schwere humanitäre Krise ab, die Wirtschaft stehe kurz vor dem Kollaps. Eine Dürre in dem Land und der anstehende Winter mit steigenden Preisen verschärfen die Situation weiter.

Journalisten werden wegen umislamischer Berichterstattung ausgepeitscht.Emmanuel Duparcq
Zu reizvoll – auch mit Ganzkörperverhüllung dürfen Frauen nicht mehr studieren. Das Umfeld sei nicht "islamisch" genug.AFP

Russland ist zufrieden mit der Zusammenarbeit afghanischer Behörden beim Schutz von Russen, so der Außenminister. Die Anerkennung der neuen Regierung in Kabul hänge aber von der Umsetzung ihrer Versprechen ab, wie die Miteinbeziehung politischer Gruppen und verschiedener Ethnien .Die Regierung in Moskau fürchtet eine Destabilisierung Zentralasiens, etwa durch neue Fluchtbewegungen oder von Afghanistan ausgehende Anschläge von Islamisten. Man rufe die Taliban-Bewegung auf, die Nutzung Afghanistans als Basis für Angriffe auf andere Länder zu verhindern, sagte Lawrow. Dazu gab die Taliban-Delegation bisher keine Stellungnahme ab.

Auch die Deutsche Bundeskanzlerin Merkel sagte dem islamistischen Regime 600 Millionen Euro an Unterstützung zu. Damit solle eine Impfkampagne gestartet, der Terror bekämpft und der Flughafen wieder aufgebaut werden.

Erst vor wenigen Tagen kam es zu einem Selbstmordattentat in Kabul, bei dem 46 Menschen starben. Der IS bekannte sich dazu.AFP