Dass die Taliban nicht wirklich große Anhänger von Frauenrechten sind, haben sie in den vergangenen Wochen bereits hinreichend deutlich gemacht, und ebenso, dass sie bei Strafen gegen Diebe und andere Kleinkriminelle mittelalterliche Praktiken bevorzugen. In dieser Woche erlaubten sie sich aber eine neue Provokation gegenüber den abgezogenen US-amerikanischen und NATO-Soldaten, just zu einem Zeitpunkt, wo sie sich um internationale diplomatische Anerkennung bemühen.

Für jede Familie gab es GeldTaliban Twitter/Saeed Khosty

Der amtierende Innenminister der Taliban, Sirajuddin Haqqani, bezeichnete frühere afghanische Selbstmordattentäter, die Anschläge auf US-amerikanische und afghanische Truppen verübt haben, als “Helden des Vaterlandes”. Am Rande: Haqqani gilt immer noch als meistgesuchter Terrorist des FBI, ein Kopfgeld von zehn Millionen Dollar ist auf ihn ausgesetzt ist.

In seiner Ansprache lobte Haqqani die Opfer von “Märtyrern und Kämpfern”, die bei Selbstmordattentaten getötet wurden. Haqqani bezeichnete sie als “Helden des Islam und des Landes”. Und: “Jetzt müssen Sie und ich davon absehen, die Bestrebungen unserer Märtyrer zu verraten.” Am Ende des Treffens verteilte der Innenminister an jeden anwesenden Angehörigen je 10.000 Afghanis (96 Euro) für seine Familie und versprach jedem ein Stück Land.

Während des Krieges wurden in Afghanistan 2401 US-Soldaten getötet und über 20.000 verwundet. Viele dieser Opfer waren auf Selbstmordattentate der Taliban zurückzuführen. Ein Taliban-Sprecher erklärte dazu später: Haqqani “erzählte allen von den Erinnerungen an die Gefallenen und ihre Frömmigkeit und Taten. Er nannte sie Helden des gläubigen Volkes”.

Taliban wollen Milliarden Dollar von Biden-Administration

Die Ehrung geschieht zu einer Zeit, in der die Taliban versuchen, die Aufhebung von Sanktionen zu erreichen. Im vergangenen Monat begannen sie, die Regierung Biden zu drängen, Milliarden von Dollar an Vermögenswerten freizugeben, was nun zunehmend unwahrscheinlich erscheint. Die USA haben zwar noch keine politische Anerkennung ausgesprochen, aber in den vergangenen Wochen erklärt, dass sie humanitäre Hilfe “für das afghanische Volk” leisten werden.