Afghanistan hat in sozialen Medien ein Videoclip für Aufsehen gesorgt, der militant-islamistische Taliban beim Verbrennen von Musikinstrumenten zeigen soll. In dem Clip ist zu sehen, wie die Islamisten zwei in der Nähe der Flammen stehende Musiker beleidigen. Die Künstler werden von einer umstehenden Menschenmenge ausgelacht und gefilmt. Die Taliban sehen das Musizieren als unislamisch an.

Die in sozialen Medien verbreiteten Aufnahmen zeigen, dass die Kleidung der von den Taliban beleidigten Musiker zerrissen ist, die Haare sind kurz. Das Abschneiden der Haare ist eine typische Strafe, mit denen die Taliban diejenigen maßregeln, die geringfügiger Verbrechen verdächtigt werden. Nach Machtübernahme der Islamisten im August 2021 sind viele Musiker aus Angst um ihr Leben und ihre Existenz aus dem Land geflohen.

Wann die mutmaßlich aus der Provinz Paktika im Südosten des Landes stammenden Aufnahmen gemacht wurden, war zunächst unklar. Bei Twitter hatte der rund zwei Minuten lange Clip am Samstag mehr als 48.000 Aufrufe. “Dieses Video dokumentiert die barbarische Haltung der Taliban gegenüber Musikern und Musik in Afghanistan, wo Musik verboten ist”, schrieb der im Exil lebende Gründer des Afghanischen Nationalinstituts für Musik Ahmad Sarmast zu den Aufnahmen bei Twitter.

Die afghanische Popsängerin Arjana Sajeed teilte das Video bei Facebook und äußerte scharfe Kritik. Darin verurteilte sie, dass ihre Landsmänner beleidigt und die Instrumente verbrannt werden. Ihr Herz schmerze beim Anblick dieser Bilder, schrieb die Musikerin weiter, die im vergangenen Jahr ebenfalls das Land verlassen hatte.

Indes wurde auch bekannt, dass die neuen afghanischen Machthaber rund 3.000 ihrer Mitglieder wegen missbräuchlichen Aktivitäten ausgeschlossen haben. “Sie wurden im Rahmen dieses Prüfverfahrens ausgeschlossen, damit wir in Zukunft eine unbelastete Armee und Polizeibehörde aufbauen können”, sagte der Leiter des zuständigen Gremiums, Latifullah Hakimi, der Nachrichtenagentur AFP am Samstag.

Den 2840 Mitgliedern aus insgesamt 14 Provinzen Afghanistans wurden demnach unter anderem Korruption und Drogenhandel vorgeworfen. “Sie mischten sich in das Privatleben der Menschen ein. Einige hatten auch Verbindungen zu Daesh”, sagte Hakimi, und verwies damit auf die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

Nach der Machtübernahme in Kabul im August 2021 hatten die Taliban eine Amnestie für Oppositionelle und Taliban-Gegner verkündet. Doch Menschenrechtsorganisationen zufolge sind seitdem mindestens hundert Menschen, die mit der ehemaligen Regierung in Verbindung standen, von Taliban-Mitgliedern getötet worden. (APA/red)