Die Ukrainer kämpfen mit Zähnen, Klauen und Molotow-Cocktails gegen die russischen Invasoren: Am dritten Tag nach Putins Angriffsbefehl auf die Ukraine und einer zweiten, für die meisten Bewohner des Landes wohl schlaflosen Nacht, gelingt es den Ukrainern weiterhin sich gegen die ungebetenen Truppen zu wehren.

Die meisten der ukrainischen Männer, die in der Nacht mangels professioneller Ausrüstung teils in Jogginghosen mit dem Sturmgewehr durch die Straßen ziehen, um ihr Land zu verteidigen, haben zum ersten Mal in ihrem Leben eine Waffe in der Hand . Sie sind Männer zwischen 18 und 60, vom jungen Akademiker bis zum Elektriker ist fast jede Generation, jeder Beruf, jede Bildungs- und Gesellschaftsschicht vertreten. Und egal ob sie Kampferfahrung haben oder nicht, eines haben sie gemeinsam: Mut und den Willen und den innigen Wunsch, ihr Land zu verteidigen: “Es geht hier um mein Land – mein Land, verstehen Sie?”, spricht Ruslan Bizman, ein junger Mechaniker, der trotz seiner militärischen Unerfahrenheit wild entschlossen ist, die Ukraine zu verteidigen.

In der zweiten Nacht der Invasion stellten sich Zivilkämpfer vor Kiew der russischen Infanterie an improvisierten Straßenblockaden mit Molotow-Cocktails entgegen, um sie am Eindringen in die Hauptstadt zu hindern. Amateurvideos zeigen, wie die Ukrainer die Invasoren mit ihren selbstgebastelten Benzinbomben unter Dauerfeuer stellen und die Russen so erfolgreich abwehren konnten.

Journalisten hielten diese Momente in beeindruckenden Aufnahmen fest, welche die zivilen Freiheitskämpfer, die sich teils mit Motorradhelmen vor den Flammen schützten, im Flammenmeer zeigen. Einer von ihnen hält die Hand hoch, den Mittelfinger ausgestreckt – ein klares Zeichen an die Russen. In den sozialen Medien gilt ein neues Sprichwort als geprägt: “Tapfer wie ein Ukrainer”. Dies nahmen nach der zweiten Nacht auch westliche Medien bereits in ihrer Berichterstattung auf.

Den Aufruf zur Verteidigung und zum Bau von Molotow-Cocktails hatte das ukrainische Verteidigungsministerium selbst am Freitag gegeben, als es die Zivilbevölkerung zum Widerstand aufgerufen hatte: “Wir bitten die Bürger, uns über feindliche Bewegungen zu informieren, Molotow-Cocktails zu bauen und den Feind zu neutralisieren”, hieß es in einer Erklärung auf Facebook. Am Samstag erneuerte ukrainische Armee diesen Appell: “Stoppt Russen mit allen Mitteln!”, schrieben sie.

“Fällt Bäume, baut Barrikaden, verbrennt Reifen! Nutzt alles, was Ihr zur Hand habt!”, zitierte die Agentur Unian am Samstag aus einer Mitteilung. Auch hier hieß es erneut explizit, dass der Bau von Molotow-Cocktails helfen könne. “Die Besatzer müssen verstehen, dass sie hier nicht erwünscht sind und dass ihnen in jeder Straße Widerstand geleistet wird”, hieß es weiter. “Mögen sie Angst haben, auch nur unsere Städte anzuschauen. Gemeinsam zum Sieg! Die Besatzer werden zerstört werden.”