Gleich vorweg: Wer nun sofort zu Hofer, Spar oder Billa rast, um sich mit 20 Kisten Bier auf Vorrat einzudecken, sollte das Ablaufdatum beachten – die meisten Biere sind zwischen zwei und zwölf Monaten haltbar, die europaweite Energie- und Wirtschafts-Krise dürfte allerdings deutlich länger anhalten. Ein Hamsterkauf bringt somit nur für einige Wochen eine kleine finanzielle Erleichterung.

Schon in den nächsten Tagen wird eine weitere Verteuerung der Biersorten erwartet: Wenn der Preis für eine 0,5-Liter-Dose Gösser Märzen (aktuell um 1,29 € bei Billa) um lediglich 10 % steigt, dann wäre das für einen durchschnittlichen österreichischen Bier-Konsumenten, der zwei Gösser-Märzen pro Tag trinkt, ein zusätzlicher Finanzbedarf von 144 Euro im Jahr. Wird mit dem etwas günstigeren Ottakinger Hellem (0,5 Liter Dose um 1,09 €) angestoßen, dann fällt die Kostensteigerung etwas niedriger aus: Bei zwei “Halben” pro Tag macht das 86 Euro zusätzlich zum bisherigen Bier-Finanzierungsaufwand von jährlich 784,80 Euro aus.

Wird nun auch deutlich teuer: das in Österreich sehr geschätzte Bier.

Erdgas-Kosten stiegen um 370 %

Die Schweizer Brauerei-Besitzerin Claudia Keel-Graf (“Sonnenbräu”) rechnet aber mit noch wesentlich heftigeren Preissteigerungen: “Die Kosten steigen überall. Auch wir sind damit konfrontiert. Für Erdgas bezahlen wir aktuell im Vergleich zum Januar 2021 total 370 Prozent mehr. Der Preis für Glas ist um 14 Prozent gestiegen. Der Strom im Niedertarif schlägt um 50 Prozent auf. Diese Kosten sind fix, sie lassen sich nicht einfach ausgleichen. Deshalb müssen sich die Konsumentinnen und Konsumenten generell auf steigende Bierpreise einstellen.”

Wer die Preise bisher noch nicht erhöht hat, so die Unternehmerin im Interview mit dem “Tagesspiegel”, müsse das spätestens ab 1. Januar machen: “Große Konkurrenten haben seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine den Bierpreis bereits zum dritten Mal angehoben. Wir reden von Größenordnungen von 5 bis 10 Prozent.”

Auch die deutschen Brauerei-Unternehmer haben die Teuerung bereits klar kommuniziert. Sie halten angesichts drastisch steigender Energie- und Rohstoffpreise höhere Bierpreise für unumgänglich. “Die Kostensteigerungen sind so dramatisch, dass sie irgendwann zumindest teilweise auf den Preis umgelegt werden müssen”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele.