Die Tiroler Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen sind geschlagen – ohne eindeutigen politischen Trend. Die auf Landesebene regierende ÖVP muss einige herber Enttäuschungen einstecken. Andererseits kann sie sich als “Bürgermeisterpartei” großteils behaupten. Die impf- und maßnahmenkritischen MFG zieht stark in die Ortsparlamente ein, andererseits wurde es auch kein berauschendes Ergebnis. Die Wahlbeteiligung betrug 66,33 Prozent und war damit um knapp fünf Prozent niedriger als 2016.

Besonders auf der Habenseite hat die Volkspartei wohl die Unterländer Stadt Wörgl, in der man SPÖ-Amtsinhaberin Hedi Wechner dezimierte und mit einem Kandidaten als Favorit in die Stichwahl geht. Auch Mils bei Hall steht wohl als Pluspunkt da – hier konnte man den NEOS den Bürgermeister abjagen. Doch gleichzeitig gibt es auch schwarze Schlappen wie in der zweitgrößten Stadt des Landes, Kufstein, in der man erneut unter ferner liefen blieb.

Wahlplakate in KufsteinAPA/EXPA/JOHANN GRODER

Misserfolge für ÖVP in großen Städten, Dominanz am Land

Grundsätzlich bleiben die größeren Städten weiterhin eine Problemzone für die Volkspartei, auch wenn man in Telfs, Kitzbühel und Landeck die jeweiligen Amtsinhaber bereits im ersten Anlauf über die Ziellinie brachte. Schmerzhaft ist wohl auch der Verlust des schwarzen Bürgermeisters ausgerechnet in der Günther Platter-Heimatgemeinde Zams an die SPÖ, wenngleich dort schon einmal ein roter Bürgermeister regiert hatte. Dominant blieb die Volkspartei im weiten Land – weshalb sie wohl wieder annähernd auf die Zahl der ihr zuzurechnenden Bürgermeister kommen wird.

Auch für die SPÖ ist es eine gemischte Bilanz. Neben Highlights wie in Schwaz, wo man eine nahestehend Kandidatin in die Stichwahl brachte, Zams, Lienz oder Zirl, setzte es auch Enttäuschungen wie in Wörgl und Kirchberg.

Gemischte Bilanz auch für die FPÖ

NEOS-Erfolge waren indes nicht nur in der zweitgrößten Stadt Tirols, Kufstein – wo die pinke Kandidatin Birgit Obermüller in die Stichwahl zieht, sondern auch in Telfs zu verzeichnen: In der drittgrößten Stadt Tirols erzielte die Partei auf Anhieb knapp 20 Prozent der Stimmen. Dass dem einzigen pinken Bürgermeister Markus Moser in Mils bei Imst nur wenige Stimmen zum Wahlsieg fehlten, und er den Bürgermeistersessel an den ÖVP-nahen Bernhard Schöpf abtreten musste, trübte aber den Wahlsonntag aus pinker Sicht.

Auch die FPÖ blickte wohl mit einem freudigen und einem weinenden Auge auf die Wahlergebnisse. Obwohl das Ziel von hundert Gemeinderäten wohl gehalten wurde, mussten die Freiheitlichen Verluste vor allem in Städten und Gemeinden von mehr als 5000 Einwohnern und Ortschaften, in denen die MFG kandidierte, verzeichnen. Auch in der einstigen Hochburg Kufstein blieb man chancenlos. In Reutte wird man indes erstmals in den Gemeinderat einziehen.

Starke Zugewinne für Grüne

Die Grünen legten in vielen Gemeinden zu, konnten teilweise eine Verdoppelung der Mandate verzeichnen. Ein grüner Bürgermeister (außerhalb Innsbrucks) lässt aber weiter auf sich warten. Das grüne Scheinwerferlicht war auf Fieberbrunn (Bezirk Kitzbühel) gerichtet, wo die Partei aus dem Stand zur stimmenstärksten Partei wurde.

Die impf- und maßnahmenkritische MFG wird indes in die meisten Gemeindestuben einziehen, für die die Partei eine Liste aufstellte – konkret in 47 von 50. Man scheiterte lediglich in den drei Schwazer Gemeinden Eben am Achensee, Fügen und Mayrhofen. In Kufstein wurde die Liste drittstärkste Kraft. Weniger erfolgreich schnitten am Wahlsonntag indes die 22 MFG-Bürgermeisterkandidatinnen und -kandidaten ab. Keiner von ihnen erzielte eine Mehrheit oder zog in eine Stichwahl.