Drei Tage nach der gewaltigen Eruption des Untersee-Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai im Pazifik sind die Folgen der massivsten Vulkaneruption seit drei Jahrzehnten, das wahre Ausmaß der Schäden und die Zahl möglicher Opfer weiterhin völlig unklar. Doch Stück für Stück kommen nun erste Berichte über massive Schäden und Vermisste, die sich in Tote wandeln, ans Tageslicht. Besonders herzzerreißend sind die Nachrichten über das tragische Schicksal einer heldenhaften Britin, die ihr Leben der Rettung von Tieren verschrieben hatte – und es schließlich beim Versuch, ihre Hunde vor dem Tsunami zu retten, verlor. Sie ist das erste bestätigte Todesopfer der Vulkankatastrophe, dem ihr Bruder nun ein Gesicht gab.

Britin gab im Tsunami ihr Leben für ihre Hunde

Angela Glover (50) lebte seit fünf Jahren mit ihrem Mann James auf Tonga. Dort gründete sie ein Tierheim, um streunende Hunde zu pflegen und unterzubringen – die Tiere waren ihr Leben. Wie britische Medien berichteten, galt sie nach dem Vulkanausbruch als vermisst, nachdem sie von den Wassermassen mitgerissen und im wahrsten Sinne des Wortes aus ihrem Haus gespült worden war. Die Britin wurde zuletzt gesehen, als sie sich an Treibgut klammerte – doch nun ist es traurige Gewissheit: Glover verlor den Kampf gegen die Wassermassen, sie starb in den Fluten. Das bestätigte Angelas Bruder Nick Eleini, der in Australien lebt, nun im britischen Radio. Besonders tragisch: Wie Nick erzählt, verlor seine Schwester ihr Leben, als sie das ihrer fellnasigen Lieblinge retten wollte: “Meine Schwester starb, als sie ihre Hunde rettete!”, erzählt der am Boden zerstörte Eleini.

Todesopfer auch in Peru, Tonga-Hotel völlig dem Erdboden gleichgemacht

Und Angelas ist nicht das einzige tragische Opfer der Tonga-Katastrophe. Die Eruption des Vulkans verursachte Flutwellen in Japan, den USA, Neuseeland und mehreren südamerikanischen Pazifik-Inseln, und von dort, wo Kontakt möglich ist, trudeln nun immer mehr Meldungen über Schäden und Opfer ein – sogar aus Peru. Im Norden des Landes sollen nach Angaben der Rettungsdienste zwei Frauen ertrunken sein und das peruanische Zentrum für nationale Notfallmaßnahmen macht die Vulkanaktivität in Tonga dafür verantwortlich.

Auch die Sachschäden, an die ebenfalls viele Menschenschicksale gekoppelt sind, sind verheerend. Ersten bestätigten Meldungen zufolge hat der Vulkanausbruch das Touristengebiet an der Westküste der Hauptinsel Tongatapu besonders schwer getroffen. Die Besitzer des dort gelegenen Ha’atafu Beach Resort meldeten sich auf Facebook mit der Nachricht, dass ihre Hotelanlage vollständig dem Erdboden gleichgemacht sei. “Die gesamte westliche Küstenlinie und das Dorf Kanukupolu sind komplett zerstört”, hieß es in der Nachricht. Die Mitarbeiter dort hätten sich mit ihren Kindern gerade noch in Sicherheit bringen können.

Chaos und Asche

Berichte wie diese sind aber erst die oberste Spitze des Eisbergs, denn nach wie vor ist der Kontakt zu den einzelnen Inseln schwer, viele völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Wie das Büro der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) mitteilte, gibt es speziell zur Inselgruppe Ha’apai bisher überhaupt keinen Kontakt. Nachdem direkt nach dem Ausbruch Tsunami-Warnungen an mehreren Küstengebieten – sogar an der Westküste der USA ( der eXXpress berichtete) –  ausgegeben wurden, ist vor allem die Sorge um die tiefliegenden Inseln Mango und Fonoi groß. Von Mango sei ein Notsignal empfangen worden, hieß es am Montag.

Mit jedem Tag, der vergeht, wächst also die Sorge – insbesondere um die Schicksale der vielen Menschen, die vermisst werden. Auch wenn aktuell noch so gut wie nichts bekannt ist, scheint sicher zu sein, dass es sich bei den Todesfällen von Anna Glover und den Frauen aus Peru um keine Einzelschicksale handeln wird. Aber nicht nur das sorgt für Kopfzerbrechen: Wie Satelittenaufnahmen zeigen, bewegt sich die gigantische Aschewolke, die der Vulkanasbruch ausgelöst hat, immer noch in der Atmosphäre und treibt nun auf Australiens Westküste zu.