Es sind unerhörte Zahlen: Der Großhandelspreis für Gas ist seit 2020 um 600 Prozent gestiegen, jener für Strom um 400 Prozent. „Seit Herbst erleben wir eine unglaubliche Preisrallye. So etwas haben wir seit dem Zweiten Weltkrieg nicht gesehen“, sagt Martin Graf, Vorstandsdirektor der Energie Steiermark AG, im Gespräch mit eXXpress-Herausgeberin Eva Schütz.

Im TV-Talk wartet Graf mit weiteren Knallhart-Aussagen über die weitere Entwicklung der Energiepreise auf.

Mit billigem Gas ist es ein für allemal vorbei

Jahrzehntelang profitierte Österreich von billigem Gas aus Russland. Damit ist es vorbei, und zwar langfristig. Bisher haben wir 20, 25 Euro pro Megawattstunde gezahlt, künftig werden es zwischen 60 und 100 Euro pro Megawattstunden sein – „weil andere Lieferanten eben teurer produzieren“.

Energiepreise werden auf sehr hohem Niveau bleiben

Die Energie Steiermark AG hat Mitte Mai den Strompreis um 55 Prozent erhöht, den Gaspreis wird sie am 1. September um 90 Prozent erhöhen. Auf diesem höheren Niveau werden die Preise auch bleiben: „Wir kaufen für drei Jahre im Vorfeld ein“, erläutert Graf. Die Einkaufspreise kommen in den Folgejahren beim Endkunden an. Noch sind auch die Preise des billigen Gases und Stroms darin enthalten. „Dieser positive Faktor wird von Monat zu Monat geringer.“ Mit anderen Worten: Der Anteil der günstigeren Energiepreise im Portfolio wird geringer und das wird sich auch im Durchschnittspreis niederschlagen. „Die Preise werden auf einem sehr hohen Niveau bleiben in den kommenden Jahren.“

Martin Graf mit eXXpress-Herausgeberin Eva Schütz im TV-StudioeXXpressTV

Gas- und Strompreise werden sich bis 2023 verdoppeln

1000 bis 2000 Euro wird ein durchschnittlicher Haushalt bis zum Winter 2022 für Gas zahlen müssen. 3000 Euro werden es dann bis zum Winter 2023 sein. Auch der Strompreis dürfte sich in dieser Zeit verdoppeln, von 800 auf 1500 Euro.

Preise sind in Deutschland um 40 Euro niedriger

In der Vergangenheit hatten Deutschland und Österreich einen gemeinsamen Energiemarkt mit den gleichen Preisen. „Vor sieben Jahren wurde er aufgetrennt. Zurzeit gibt es 40 Euro Preisunterschied.“ Österreich brauche mehr Netzkapazität. Ihre Fehlen führe zu einer Mehrbelastung der heimischen Wirtschaft und der Haushalte. „Man muss die Engpässe zwischen Deutschland und Österreich überwinden.“

Was sollte die Politik sonst noch tun? Viel.

Einmalzahlungen der Regierung werden nicht ausreichen

Um die Menschen zu entlasten, werden die Einmal-Auszahlungen der Regierung nicht ausreichen, vor allem nicht für ärmere Schichten. „Für schützenswerte Kunden ist eine Deckelung der Kosten zu überlegen. Die Differenz würde von der öffentlichen Hand gezahlt, die auch mehr Einnahmen durch die Mehrwertsteuer erzielt.“

Wichtig: Eigene Gasspeicher-Reserve angelegt

Richtig war es von der Regierung, eine eigene Gasspeicherreserven anzulegen. „Das war ein wichtiger Schritt, den andere nicht gemacht haben.“ Bei anderen Punkten war aber Deutschland schneller. Hier wurden Maßnahmen beschlossen, die bei uns auch nötig wären.

Andere Gasquellen in Westeuropa erschließen

Bisher war Österreich Ausgangspunkt für die Versorgung Westeuropas. Nun befinden wir uns am anderen Ende und müssen Gas von Italien und Deutschland nach Österreich bringen. Dafür bräuchte es viel mehr bilaterale Gespräche. Man müsste so schnell wie möglich andere Gasquellen in Westeuropa erschließen, also norwegische, italienische, internationale. Den kommenden Winter dürften wir noch meistern. „Das Problem sehe ich für die Jahre danach. Hier braucht es eine Strategie.“

Österreich leidet unter viel zu langen Genehmigungsverfahren

Viel ist von erneuerbare Quellen die Rede, ob Wasser, Wind oder Photovoltaik. „Wir werden hier mehr als 1,5 Milliarden investieren, wenn wir dürfen, sprich: wenn es die Genehmigungsverfahren erlauben.“ Die dauern nämlich oft Jahre – viel zu lange, um die bevorstehenden Engpässe zu meistern.

Von mehr als 200 baureifen Projekten spricht Martin Graf. Die könnte schon jetzt umsetzen, vorausgesetzt Entscheidungen würden viel rascher gefällt. Auch hier ist Deutschland besser aufgestellt: Dort wurden Erleichterungen für die Errichtung von Windenergie und Solarparks geschaffen – natürlich auf Kosten des Umweltschutzes, doch das öffentliche Interesse hat jetzt eben Vorrang.

Das Gas in den Gas-Speichern gehört nicht nur uns

Noch viele andere brisante Fragen werden diesmal bei Chefsache diskutiert. So hat etwa Österreich zwar Gas-Speicher, deren Speicherkapazität höher ist als der Jahresverbrauch – europaweit ein Unikum – doch leider gehört das Gas darin nicht nur uns. In den österreichischen Gasspeichern speichern auch internationale Händler, Banken, internationale Energieunternehmen, Spekulanten, auch Länder wie Slowenien ihr Gas ein.

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