Österreich wird das Kohlekraftwerk Mellach wieder in Betrieb nehmen – wegen der Gefahr des Ausbleibens russischer Gaslieferungen. Damit steht Österreich nicht alleine da. Auch Deutschland und Frankreich haben zu einer möglichen Wiederinbetriebnahme von Kohlekraftwerken Ähnliches verlauten lassen. Das ist besonders absurd für einen Kontinent, der bei den Klimazielen eigentlich Musterschüler sein wollte.

Europa braucht jetzt mehr Kohle, das Flüssiggas wandert nach China

Kopfschütteln erntet das beim weltweit renommierten Energie-Experten Anas Alhajji. “Die einzige Möglichkeit für die Europäer, Erdgas im Sommer zu sparen und für den Winter aufzubewahren, besteht darin, mehr Kohle zu verwenden!”, bemerkt er. Für den Berater zahlreicher Regierungen und Ex-Chefökonom des Investmentfonds NGP Energy Capital Management ist es eine von mehreren Ironien der europäischen Situation.

Eine andere Ironie: “Wenn die Europäer jetzt kein Flüssiggas kaufen, wird China es kaufen!” Tatsächlich geschieht das gerade. Katar, das von den Europäern eben noch so heiß umworben wurde, verkauft nun sein Flüssiggas – aber nicht an Europa, sondern an die Volksrepublik China. Der Grund: Katar akzeptiert nur Verträge, die mindestens 20 Jahre gelten. Das will die EU aber nicht, weil sie ja bis dahin schon ganz auf alternativen Energien umsteigen will. Ergebnis: Europa geht ganz leer aus.

Der rasche Ausbau der Windkraft hilft gerade jetzt nicht

Auch hier zeigt sich: Europa schadet sich primär selbst, ohne den weltweiten Verbrauch von Flüssiggas in den kommenden Jahren einzuschränken.

Doch wie steht es um alternative Energien? Hier sieht der Experte Anas Alhajji eine weitere Ironie: “Denken Sie an die heißen Tage! Sie sind heiß, weil es keinen Wind gibt!” Mit anderen Worten: Hier sieht es schlecht aus, selbst wenn der Ausbau der Windkraft im Turbo-Tempo geschieht.