Die Angst vor der Südafrika-Mutation ist zurzeit groß, vor allem wegen ihrer hohen Ansteckungsgefahr. Nun gibt der deutsche Top-Virologe Christian Drosten (49) eine zumindest leichte Entwarnung: “Für eine veränderte Krankheitsschwere gibt es derzeit keine Hinweise”, erklärt er. Noch seien viele Fragen offen. Ebenso sei auch noch ungeklärt, ob die Variante tatsächlich ansteckender ist oder ob ein anderer Faktor Grund für die momentan beobachtete Ausbreitung ist.

Möglicherweise andere Gründe für schnelle Ausbreitung

Die Genom-Veränderungen bei dem Erreger wiesen tatsächlich darauf hin, dass die Virusvariante sich der Immunabwehr entziehen könnte. Aber: “Veränderungen im Genom sind allein nicht ausreichend, um von einer besorgniserregenden Situation zu sprechen”, erläuterte der Virologe von der Berliner Charité. Die Bewertung der Variante sei noch nicht abgeschlossen. Es müsse unter anderem geklärt werden, ob das Virus andere veränderte Eigenschaften habe, und ob es sich eben tatsächlich schneller verbreite.

Die scheinbar besonders hohe Ausbreitungsgeschwindigkeit könnte eventuell auch mit anderen, spezifischen Bedingungen in Südafrika zusammenhängen, die der großen Welle der Delta-Variante dort herrschen. Das werde man in den kommenden Tagen aufklären.

"Die verfügbaren Impfstoffe sollten weiterhin schützen"

“Nach derzeitigem Ermessen sollte man davon ausgehen, dass die verfügbaren Impfstoffe grundsätzlich weiterhin schützen”, sagt Drosten. Der Schutz gegen schwere Infektionen sei besonders robust gegen Virusveränderungen. “Der beste Schutz auch gegen die neue Variante ist daher das Schließen aller Impflücken in der Bevölkerung und die schnelle Verabreichung von Auffrischungsimpfungen.”

Das Auftauchen der Variante B.1.1.529 in Südafrika löste weltweit Besorgnis aus. Am Donnerstag wurden bereits 22 Fälle der neuen Variante nachgewiesen. Mittlerweile kamen noch Fälle in in anderen Ländern, darunter Belgien, hinzu. Die Variante weist besonders viele Mutationen auf, die in dieser Kombination bisher nicht bekannt waren. Die genetischen Veränderungen betreffen zum einen das Spike-Protein, über das die Viren an menschliche Zellen andocken. Viele Experten fürchten, dass die Variante ansteckender ist als vorherige oder die Impfstoffe nicht mehr wirken. Drosten will mit solchen Urteilen noch abwarten.