Von einem “hybriden Krieg” gegen Moskau spricht erstmals Russlands Außenminister Sergej Lawrow. “Heute haben sie uns einen echten hybriden Krieg erklärt, den totalen Krieg”, sagte er anlässlich der neuen Wirtschaftssanktionen bei einer Sitzung mit Vertretern einer Diplomatie-Stiftung. Die Staatsagentur Tass zitierte die Aussagen des Außenministers.

"Europäische Politiker verwenden Begriff Hitler-Deutschlands"

Der Ausdruck “totaler Krieg” fand weite Verbreitung im Zweiten Weltkrieg. NS-Propagandachef Joseph Goebbels rief damals in seiner berüchtigten Sportpalastrede am 18. Februar 1943 zum “totalen Krieg” auf (“Wollt Ihr den totalen Krieg?”). Darauf ging auch Sergej Lawrow in seiner Ansprache ein: “Diesen Begriff, der in Hitler-Deutschland verwendet wurde, sprechen jetzt europäische Politiker aus, wenn sie davon sprechen, was sie mit der Russischen Föderation tun wollen.”

Grosskundgebung im Sportpalast im Jahr 1943: Blick über das Auditorium während der Ansprache von Joseph Goebbelsullstein bild/Getty Images
Joseph Goebbels war der Hauptredner im Berliner Sportpalast.getty

Bisher ist die Verwendung des Begriffs durch keinen einzigen namhaften EU-Politiker bekannt. “Totaler Krieg” bezeichnet eine Kriegsführung, die alle gesellschaftlichen Ressourcen in Anspruch nimmt, um den Feind zu besiegen.

Lawrow sagte weiter, Europas Politiker wollten Russland “zerstören, brechen, vernichten, erdrosseln”.

Westliche Werte nun wertlos

Auch von allen Prinzipien und Werten eines liberalen Rechtsstaats sagte sich der russische Außenminister in seiner Rede los. Europas vermeintlicher Vernichtungskrieg gegen Moskau diente ihm dabei als Vorwand, für diese diese Abkehr von freier Marktwirtschaft und Grundrechten: “Wenn wir diese Gesetzlosigkeit der Sanktionen sehen, ist natürlich klar, dass all diese Werte, die uns unsere westlichen Kollegen ständig gepredigt haben – nämlich Meinungsfreiheit, Marktwirtschaft und die Unverletzlichkeit des Privateigentums, die Unschuldsvermutung – wertlos sind.”

G7 und EU verschärfen die Sanktionen

Am Donnerstag hatten die sieben führenden demokratischen Wirtschaftsmächte (G7) und die EU am Donnerstag neue Sanktionen vereinbart. Diese sollen Russland Transaktionen mit Gold deutlich erschweren. Auch die USA verhängten neue Strafmaßnahmen gegen Hunderte Abgeordnete des russischen Parlaments und weitere Mitglieder der russischen Elite.

Darüber hinaus wurden am Freitag weitere Schritte unternommen, um Europas Abhängigkeit vom russischen Gas zu verringern. Die USA kündigten an, in diesem Jahr gemeinsam mit Partnern 15 Milliarden Kubikmeter Flüssigerdgas (LNG) zusätzlich in die EU zu liefern. Langfristig soll die Menge auf 50 Milliarden Kubikmeter pro Jahr steigen. Damit könnte etwa ein Drittel der derzeitigen Gasimporte aus Russland ersetzt werden.