Einer Überforderung des Gesundheitssystems wollte die Politik in der Pandemie mit unzähligen Covid-Maßnahmen vorbeugen. Doch nun, wo Corona vorbei ist, und ebenso die Grippewelle, steuert man in Wien auf eben jenen Notstand zu, den man vorher verhindern wollte. Ärzte im Wilhelminenspital schlagen Alarm: Wegen Personalnot könnte die Notaufnahme ausfallen. Mit anderen Worten: Patienten könnten in Notfällen nicht mehr behandelt werden – mit massiven lebensgefährlichen Verzögerungen muss daher gerechnet werden.

Keine Versorgung mehr bei Notfällen

Die Oberärzte warnen in einer Gefährdungsanzeige, die dem „Standard“ vorliegt: Im Sommer könnte es zu temporären Ausfällen der Zentralen Notaufnahme in dem Spital kommen. Die Akutversorgung von Notfällen würde dann ausfallen. Schuld sei eine Häufung von Kündigungen. Das Dienstrad für Oberärzte könne „zukünftig intern nicht mehr besetzt werden“, heißt es.

Bald wird es für Notfälle keine Akutversorgung mehr geben, warnen die Ärzte.APA/GEORG HOCHMUTH

Bereits jetzt könne das Dienstrad der Oberärzte in der Zentralen Notaufnahme nur besetzt werden, weil andere ärztliche Kollegen in der Klinik Ottakring aushelfen. Wörtlich steht in der Anzeige: „Im Falle nicht besetzbarer Dienste steht ein kompletter Ausfall der Versorgung kritisch kranker PatientInnen in der Zentralen Notaufnahme der Klinik Ottakring bevor, der von anderen Krankenhäusern kompensiert werden muss.“

Patientenversorgung ist bereits zusammengebrochen

In der Anzeige wird auch auf den Fachkräftemangel in der Pflege und auf die Überlastung des bestehenden Pflegeteams verwiesen – sowie auf einen „nicht nur drohenden, sondern bereits bestehenden Zusammenbruch“ der ausreichenden Patientenversorgung. Den Patienten drohe Schaden durch Ressourcen-Mangel in der Versorgung. Darüber hinaus seien wegen des Pflegemangels 200 der 940 Betten gesperrt.

TV-Medicus Dr. Marcus Franz, Facharzt für innere Medizin, schüttelt den Kopf: „Hunderte Millionen für sinnlose Covid Tests habt Ihr gehabt“, richtet er der Stadt Wien aus. „Aber für das dringend notwendige Spitalspersonal habt Ihr keine Ressourcen? Wie erklärt man das dem Wiener, Her Gesundheitsstadtrat Peter Hacker?

Beim Wiener Gesundheitsverbund räumt man auf Standard-Anfrage den Engpass ein. Ein Ausfall der Notaufnahme stehe aber „nicht zur Diskussion“.