Für die Bundespolizei im bayerischen Regensburg war der Fall zunächst völlig rätselhaft: Wer deponiert eine Urne mit den sterblichen Überresten eines Toten im Schließfach eines Hauptbahnhofs – 47 Tage lang, ohne sich darum zu kümmern? Zunächst gab es für die Ermittler keinerlei Hinweise.

Inzwischen sind sie einen Schritt weiter: Die Urne stammt aus Ungarn, der Verstorbene wurde dort eingeäschert. Seine Urne wurde vermutlich mit einem ICE quer durch Österreich transportiert, bei Passau über die österreichisch-bayerische Grenze geschmuggelt und schließlich in Regensburg zurück gelassen. Aber warum?

Die Polizei, die wegen Verstoßes gegen das Bestattungswesen ermittelt, kann bislang nur spekulieren: Möglicherweise hat der Tote einen Bezug zur Region in der Oberpfalz oder es leben Verwandte des Verstorbenen in der Nähe. Was jedoch noch nicht erklären würde, dass die Urne 47 Tage lang nicht abgeholt wurde und sich bislang auch niemand nach dem Verbleib erkundigte.

Unbekannter Toter: Sogar das Konsulat wurde eingeschaltet

Die teils unterschiedliche Rechtslage in Sachen Einäscherung und Verwahrung einer Urne mit der jeweiligen Asche macht die weiteren Ermittlungen nicht einfacher. In Bayern ist es streng verboten, eine Urne privat an sich zu nehmen. Sie darf in einem Krematorium auch nur an Bestatter oder authorisierte Personen übergeben und keinesfalls außerhalb eines Friedhofs gelagert werden. Spätestens nach drei Monaten muss sie beigesetzt werden.

Das Herkunftsland Ungarn ist inzwischen bestätigt, das entsprechende Bestattungsinstitut ist noch ungeklärt. Die mögliche Reiseroute der Urne über Österreich wird gerade rekonstruiert, das Konsulat eingeschaltet. Bis zum endgültigen Ergebnis wird die Urne bei einem Bestatter in Regensburg aufbewahrt.

Gelingt es der Bundespolizei nicht, den “Besitzer” ausfindig zu machen, findet der Tote von Amts wegen in der Oberpfalz seine letzte Ruhe.