Jahrzehntelang war er mit “Klingendes Österreich” ein verlässlicher Begleiter in den heimischen TV-Wohnzimmern: Nun ist ORF-Moderatorenlegende Sepp Forcher kurz nach seinem 91. Geburtstag gestorben. Das bestätigte der ORF der APA am Sonntagvormittag. Erst im Frühjahr 2020 hatte er seine TV-Karriere beendet und die Staffel an seinen Nachfolger Hans Knauß übergeben.

Wieder mit seiner "Helli" vereint

Erst Ende November war Forchers Ehefrau Helene verstorben, mit der er 65 Jahre lang verheiratet war. In einem am Mittwoch erscheinenden Interview mit dem Magazin “Servus in Stadt & Land” sagte er laut Vorabmeldung: “Meine letzte Sehnsucht ist, dass Helli und ich nicht zu lange getrennt sein müssen. Und dass ich die Tage, die ich noch habe, genießen kann.” Seine Frau überlebte Forcher nur um wenige Wochen.

Beileidsbekundungen von Nehammer, VdB und Co.: Das ganze Land trauert um Sepp Forcher

Bundeskanzler Karl Nehammer drückte auf Twitter seine Anteilnahme und Betroffenheit anlässlich des Todes von Sepp Forcher aus:

Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte den Verstorbenen, der “den Fernsehzuschauern unprätentiös die verschiedensten Facetten Österreichs und Südtirols näher gebracht” habe. “Er hat von den Menschen erzählt, die Schönheiten der Landschaften beschrieben und kulturelle Feinheiten präsentiert – und natürlich vor allem die Volksmusik.”

Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) zeigte sich ebenfalls betroffen: Forcher habe mit “Klingendes Österreich” “wie kein anderer die echte österreichische Volkskultur über Jahrzehnte in die Wohnzimmer und damit in die Herzen der Menschen gebracht”. Mit Leidenschaft und Authentizität habe er über Tradition, Brauchtum und Kultur berichtet. “Ich habe ihn außerordentlich geschätzt und es gab zahlreiche Begegnungen mit ihm und seiner Frau Helli. Der Sepp war eine Seele von Mensch, der nie den Boden unter den Füßen verloren hat und Zeit seines Lebens bescheiden blieb”, so Schützenhöfer.

Die Fernsehkarriere des gebürtigen Römers war eine höchst unwahrscheinliche – quasi vom Hüttenwirt zum TV-Star. Forcher, der am 17. Dezember 1930 als Giuseppe Forcher in der italienischen Hauptstadt zur Welt kam und in Sexten (Südtirol) aufgewachsen ist, hat schon in seiner Kindheit die Eltern bei der Arbeit in den Bergen unterstützt. Seit 1940 lebte die Familie in Salzburg, wo man im Tennengebirge eine Hütte bewirtschaftete. Der familiären Leidenschaft folgend, übernahm Forcher schließlich mit Mitte 20 die Pacht einer Schutzhütte in Großarl. Zu dieser Zeit heiratete er auch seine Frau Helene, die ihn stets tatkräftig unterstützte und auch in der späteren Karriere ihres Mannes eine wichtige Begleiterin wurde. Zuvor folgten aber weitere Hütten am Untersberg und am Dachstein, denen sich Forcher widmete, bevor er Anfang der 1970er-Jahre den Platzlkeller in Salzburg übernahm.

Den Bergen blieb er auch in der Folge verbunden, als er u.a. als Bergsteiger und Mineraliensucher tätig war. Seine Arbeit für den ORF begann er mit Radiosendungen wie “Ins Land einischaun” oder “Mit’m Sepp ins Wochenende”. Der große Durchbruch folgte schließlich mit dem Format “Klingendes Österreich”, das 1986 erstmals auf Sendung. 200 Folgen lang hat Forcher den Zuschauern die Natur und Volkskultur des Landes näher gebracht, die Sendung lebte von der Abwechslung von musikalischen Darbietungen lokaler Gruppen und den prächtigen Naturaufnahmen des Landes.

Dass er von sich selber aufhöre sei “ganz unösterreichisch”, wurde Forcher aus Anlass seiner späten Pensionierung mit fast 90 Jahren vom ORF zitiert. “Ich brauche mir von niemanden sagen lassen, ‘Sepp lass bleiben, es ist genug’. Der Sepp sagt sich das selber. Und zwar nicht im Sinne eines Bedauerns, sondern voller Freude, dass es mir eben gelungen ist, 200 Mal das zusammenzubringen.”

Insgesamt waren bei “Klingendes Österreich” rund 2.000 Volkslied-und Volksmusikgruppen zu erleben, die Forcher bei seinen Wanderungen durch Österreich, Bayern und Südtirol vor entsprechender Kulisse zum musikalischen Austausch traf. Für seine langjährige Moderationstätigkeit wurde er auch mehrfach ausgezeichnet: 1999 erhielt er den Rene-Marcic-Preis, der vom Land Salzburg für publizistische Leistungen vergeben wird. 1993 gewann er eine Goldene Romy. Und über die Jahre hinweg sind auch mehrere Bücher von Forcher erschienen, zuletzt “Das Salz in der Suppe – Vom großen Wert der kleinen Dinge” (2018). (APA/red)