Für dieses Geld könnte man sich in Zeiten eines Milliarden-Skandals freilich bessere Kommunikation erwarten. Der Chef von Wien Energie, Michael Strebl, verteidigt das Vorgehen seines in finanzielle Turbulenzen geratenen Energieunternehmens aber sogar noch. “Wir sind an der Börse tätig, um die Versorgung unserer Kunden sicherzustellen”, sagte er. Spekulative Geschäfte habe es keine gegeben und auch das Krisenmanagement habe nicht versagt. Vielmehr sei die Wien Energie von einer “Tsunami-Welle voll erwischt worden”.

"In dieser Dimension nicht absehbar"

Warnsignale habe man im Vorfeld nur bedingt vernommen. Zwar hätten sich schon im Zuge des Ukraine-Kriegs schwere Turbulenzen an den Märkten abgezeichnet. Auch sei folglich klar gewesen, “dass die Kautionen steigen”, räumte der Vorstand ein. In dieser Dimension sei dies aber nicht absehbar gewesen, auch nicht seitens des Krisenmanagements, das die Situation evaluiert und diverse Stresstests durchgeführt habe. Strebl berichtete von zuletzt getroffenen Vorkehrungsmaßnahmen wie etwa eine Erhöhung der Liquiditätsreserve, die letztlich angesichts des “Tsunamis” aber nicht ausreichend gewesen sei, um die Notlage zu verhindern.

Gehalt sogar noch erhöht

Strebl ist einer der acht Stadt-Geschäftsführer in Schlüsselpositionen, wozu die Wiener Linien und die Wiener Netze mit je drei Vorständen sowie die Wien Energie mit zwei Geschäftsführern zählen. Diese acht Manager erhöhten sich in den vergangenen zwei jahren ihr Gehalt von 2,13 Millionen Euro im Jahr auf 2,18 Millionen Euro. Macht im Durchschnitt somit 272.500 Euro. Wiens Bürgermeister Ludwig kassiert “nur” 262.518 Euro.

Luxus-Pensionisten freuen sich über Billig-Strom

Aber damit nicht genug der Aufregung. Der 1. September brachte Kunden der Wien Energie höhere Preise – aber nicht alle zwei Millionen Kunden müssen künftig noch mehr für Strom und Gas bezahlen. Luxus-Pensionisten und Vertragsbedienstete des Unternehmens dürfen sich sogar über Vergünstigungen freuen!
Möglich macht das eine Vereinbarung der 1970er Jahre. Wie viele Pensionisten des angeschlagenen Energieversorgers davon profitieren, will das auch sonst nicht sonderlich transparent geführte Unternehmen nicht erzählen. 400 noch aktive Beamte sollen es aber zusätzlich sein, deren Preise gedeckelt sind.