Auf der Homepage des österreichischen Parlaments findet man nach wie vor diesen Beschluss aus dem Jahr 2021. Der Finanzausschuss bestehend aus 23 Nationalratsabgeordneten hat ihm damals zugestimmt. Demnach wollte Österreichs Regierung “42 Millionen Impfdosen in den Jahren 2022 und 2023 beschaffen”. Dafür mussten “insgesamt 841,8 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden”. Das bedeutet umgerechnet 20 Euro pro Impfung.

Nachzulesen auf der Parlamentshomepage

Sollen sich die Österreicher sieben Mal impfen lassen?

Unklar ist, was aus dem Vorhaben geworden ist. Bei der Impfstoff-Beschaffung besteht geringe Transparenz. So ist nicht sicher, wie viele Dosen sich eigentlich in Österreich befinden.

Klar nachzulesen hingegen: die Impfquote auf der Website des Gesundheitsministeriusm – laut diesen Daten lassen sich täglich kaum noch mehr als 1000 Personen im ganzen Land gegen Covid impfen. Das heißt: Statt maximal benötigter 365.000 Impfdosen hat Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) noch vermutlich mehr als 20 Millionen Impfdosen auf Lager, also 19,635.000 zu viel. Bei einem Preis von 20 Euro pro Impfdose könnten so 392,7 Millionen Euro Steuergeld verjuxt worden sein – dafür bekommt man in Wien schon ein Viertel des Krankenhauses Nord oder fast einen kompletten Parlaments-Umbau.

75 Prozent der Österreicher hatten sich Ende 2021 bereits geimpft, 71 Prozent davon zwei Mal.Michael Ciaglo/Getty Images

Und Faktum ist: Bis Ende 2021 haben sich bereits 75 Prozent der Österreicher impfen lassen, 71 Prozent waren darüber hinaus geboostert. Insofern stellt sich die Frage, was die Regierung mit dem Kauf von weiteren 42 Millionen Impfdosten eigentlichen bezwecken wollte. Angesichts einer Bevölkerung von 9,1 Millionen Einwohnern wären das – Babys inklusive – knapp fünf (genauer: 4,6) zusätzliche Impfungen pro Person. Von der Notwendigkeit oder gar Empfehlung, sich sieben Mal impfen zu lassen ist allerdings bisher nirgendwo die Rede gewesen.

Österreich hat heute eine höhere Impfquote als die Schweiz und der EU-Schnitt. In Deutschland ist der Anteil der Geimpften etwas höher.

Was ist mit den Impfdosen passiert?

Mittlerweile haben übrigens 75 Prozent der Einwohner zwei Mal den Sticht erhalten. Damit liegt Österreich über dem EU-Schnitt.

Kritik kommt von den “Grünen gegen Impfpflicht und 2G” auf Twitter: “Was habt ihr euch dabei gedacht?”, fragen sie. Sie fordern Klarheit: “Was ist mit diesen Impfdosen passiert? Wer übernimmt Verantwortung für die absurde Geldverschwendung?”

Ursula von der Leyen hält Verträge und SMS bis heute zurück

Keinerlei Transparenz besteht auch in Brüssel. Auf Verlangen Angela Merkels war die Impfstoff-Beschaffung von der EU-Kommission übernommen worden. Bis heute gibt es keinen Einblick in die Verträge. Erstaunlich gering ist das mediale Interesse an den Ermittlungen gegen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Dabei geht es hier um die Verwendung von Steuergeldern in Milliardenhöhe. Von der Leyen hat mutmaßlich einen Impfstoffhersteller – BioNTech-PfizerPfizer – bevorzugt, ihm zu viel gezahlt und will ihre SMS mit ihm nicht herausrücken.

Hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mutmaßlich einen Impfstoff-Hersteller bevorzugt? Bis heute herrscht keine Transparenz bezüglich der Verträge.APA/AFP/POOL/JOHN THYS