Wie bitte? Russlands Staatschef Wladimir Putin ist in den USA beliebter denn je. Zu diesem Ergebnis gelangt das britische Meinungsforschungsinstitut YouGov, das vierteljährlich Putins Popularität und Bekanntheitsgrad ermittelt. Mehr als ein Jahr nach Beginn der Ukraine-Invasion klingt das beinahe aberwitzig.

Ein Jahr Drohungen, Kriegsverbrechen, Raketenbeschuss

Die erschütternden Kriegsverbrechen an Zivilisten in Bucha wanderten seither durch die Medien. Zig tausende von Raketen hat Russland darüber hinaus auf die Ukraine, ihre Infrastruktur und ihre Einwohner abgefeuert – mehr als in irgendeinem anderen Krieg der Geschichte. Klare Worte zum Angriffskrieg fand auch US-Präsident Joe Biden: Der Kreml habe sich „für einen mutwilligen Krieg entschieden, der katastrophale Verluste an Menschenleben und menschliches Leid mit sich bringen wird“.

Die schockierenden Bilder vom Massaker in Bucha gingen um die Welt.

Über ihre Staatsmedien haben russische Politiker darüber hinaus schwere Drohungen gegen den Westen und die USA im Besonderen ausgesprochen. Man denke nur an die Dauer-Attacken des Kreml-Propagandisten Wladimir Solowjow – von manchen als „Putins Stimme“ bezeichnet – , der erst im März den Einsatz von nuklearfähigen Torpedos gegen westliche Länder erörtert hat.

Die Ukraine steht seit Herbst unter Dauerbeschuss. Unzählige Zivilisten sind die Leidtragenden.

Deutlich beliebter als vor der Invasion

Einen Teil der Amerikaner scheint das aber nicht abzuschrecken. YouGov führt die Umfragen seit dem dritten Quartal 2020 durch. Damals lag Putins Popularität bei 15 Prozent – und verharrte danach meistens dort, teilweise sank sie auf 14 Prozent, wie zuletzt im Spätsommer 2022 – bis zum ersten Quartal 2023. Erstmals rutschte die Beliebtheit des russischen Staatschefs auf 21 Prozent. Bei mehr als jedem fünften Amerikaner kommt Putin somit gut an.

Dass Putin berühmt ist – 91 Prozent der Amerikaner kennen ihn – verwundert nicht. Dass ihn 29 Prozent nicht negativ sehen (8 Prozent neutral, 21 Prozent positiv) verwundert aber schon.

Damit ist Putin zwar bei weitem nicht der beliebteste Promi in den USA, aber immerhin der 16-beliebteste Politiker eines anderen Landes, noch vor dem ehemaligen britischen Premier Gordon Brown (Platz 17), dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping (24), dem saudischen Kronprinz Mohammed bin Salman (25) und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (27).

Bei den Millennials kommt Putin am besten an

Bemerkenswert ist auch der eindeutige Trend bei den Altersgruppen: je jünger, desto größer sind offensichtlich die Sympathien für den russischen Herrscher. Während sich Putin bei den Babyboomern (Jahrgang 1946 bis 1964) zwar besonders hoher Bekanntheit (98 Prozent) erfreut, ist er hier gleichzeitig ganz besonders unbeliebt. Hier hat er nur sechs Prozent Popularität. Bei der Generation X (1965 bis 1979) steigt dieser Wert immerhin auf 14 Prozent. Eine wesentlich positivere Sicht auf Wladimir haben die Millennials (1981 bis 1995): Bei 37 Prozent – mehr als einem Drittel – ist er beliebt.

Russlands Image dafür besonders schlecht

Das alles ändert nichts daran, dass die Russischer Föderation in den USA zurzeit den schlechtesten Ruf seit dreieinhalb Jahrzehnten hat, 62 Prozent der Amerikaner laut einer weiteren YouGov-Umfrage im Krieg auf der Seite der Ukraine stehen, nur 4 Prozent auf der Seite Russlands, und dass Wolodymyr Selenskyj zurzeit der beliebteste nicht-amerikanische Politiker in den Vereinigten Staaten sind. Doch die Abneigung gegenüber Putin war schon einmal größer.

Die neuesten YouGov-Daten basieren auf 1515 landesweit repräsentativen Befragungen der US-Bevölkerung, die im ersten Quartal 2023 durchgeführt wurden.

Hohe Beliebtheit in Russland

Nichts Neues ist die hohe Popularität, die Putin ungebrochen in Russland genießt. 81 Prozent der Russen denken laut statista zurzeit positiv von ihrem Präsidenten, deutlich mehr als vor der Invasion, deutlich mehr als vor der Invasion, wo dieser Wert zwischen 60 und 70 Prozent schwankte.

Newsweek hat den Kreml um eine Stellungnahme zu den überraschend hohen Beliebtheitswerten von Präsident Putin gebeten. Eine Antwort steht noch aus.