Kaum ist die neue deutsche Bundesregierung im Amt, muss sie auch schon über eine maßgebliche Postenbesetzung entscheiden. Es geht um die Klären der Nachfolge von Jens Weidmann an der Spitze der Deutschen Bundesbank. Mitte Oktober hat Weidmann überraschend seinen Rücktritt bis Ende Dezember bekanntgegeben – der eXXpress berichtete. Wenn man den Medienberichten Glauben schenken darf, soll ihm der Volkswirt Joachim Nagel (55) in der Position nachfolgen. Es wäre für ihn eine Rückkehr zu seinen Wurzeln.

Nagels geldpolitische Ansichten sind für die FDP akzeptabel

Nagel ist zwar seit eh und je SPD-Mitglied, dürfte aber in Sachen Geldpolitik eine für die FDP akzeptable Position vertreten. So hat er einst die massiven Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) kritisiert. Er scheint durchaus in der ordoliberalen Tradition der Bundesbank zu stehen, die sich – leider – im EZB-Rat schon seit Jahren nicht durchsetzen kann. Mit einem Wechsel von Weidmann zu Nagel dürfte sich somit weder in der Bundesbank, noch in der EZB sonderlich viel ändern. Auch Nagels Kompetenz kann kaum in Zweifel gezogen werden: Zuletzt war er stellvertretender Leiter des Bankenbereichs bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) – das ist das Dachinstitut der weltweiten Zentralbanken.

Problematisch könnte für Joachim Nagel allerdings ein anderes Kapitel seiner Karriere werden. Nachdem der gebürtige Karlsruher und studierte Volkswirt ab 1999 in der Bundesbank arbeitete – ab 2003 auch in der Zentrale in Frankfurt, ab 2010 rückt er als dortiger Vorstand für einen gewissen Thilo Sarrazin danach – wechselte er Ende 2016 als Generalbevollmächtigter zur staatlichen Förderbank Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Dort gehörte er von 2017 bis 2020 dem Vorstand an und verantwortete die Förderung von Entwicklungs- und Schwellenländern. Zugleich war er Aufsichtsratsvorsitzender der KfW Ipex-Bank. Hier kommt die weniger erfreuliche Episode.

Die 100 Millionen Euro an Wirecard könnten noch problematisch werden

Die KfW Ipex-Bank hatte im September 2018 dem Zahlungsdienstleister Wirecard als Teil eines Bankenkonsortiums einen Kredit von mehr als 100 Millionen Euro erteilt und diesen Mitte 2019 verlängert. Zu diesem Zeitpunkt waren die Probleme bei Wirecard allerdings längst kein Geheimnis mehr. Die Kreditvergabe fällt in die Amtszeit von Nagel als Aufsichtsratsvorsitzendem der Bank. 2020 ging Wirecard in Insolvenz. Bei der Ipex-Bank fanden im selben Jahr wegen des Anfangsverdachts der Untreue auch noch Durchsuchungen von Polizei und Staatsanwaltschaft statt.

Die Ipex-Bank musste am Ende 90 Prozent des Geldes abschreiben. Nun wird sich zeigen, inwieweit für Nagel sein Mandat bei der KfW noch gefährlich werden könnte, sollte er bald einen Spitzenposten bei der Bundesbank bekleiden.