Die Strom-Notabschaltung im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl bedeutet keine Gefahr für Österreich, sagt das Klimaschutzministerium in Wien. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigte die Möglichkeit einer Freisetzung von radioaktivem Material nicht.

Keine erhöhten Messwerte

Laut Ministerium zeigen die Strahlenfrühwarnsysteme in der Ukraine und in Österreich keine erhöhten Messwerte. Im Falle einer Notabschaltung seien Notstrom-Dieselgeneratoren vorhanden, um sicherheitskritische Systeme der Anlage mit Strom zu versorgen. Bei störungsfreiem Betrieb würden diese Dieselgeneratoren zunächst für 48 Stunden reichen. Auch danach können die Generatoren weiter mit Diesel betrieben werden, versicherte das österreichische Klimaschutzministerium.

“Auch bei einem kompletten Ausfall der Stromversorgung würde es im schlimmsten Fall Tage bis zu einer möglichen Freisetzung radioaktiver Stoffe dauern. In jedem Fall wäre durch eine mögliche radiologische Freisetzung nur die unmittelbare Umgebung in der Ukraine und in Weißrussland betroffen.”

Experte: "Überschaubares Problem"

Auch der österreichische Strahlenphysiker Georg Steinhauser beruhigt gegenüber der “Krone”: Dass im Ukraine-Krieg die Stromleitung, die das Atomkraftwerk Tschernobyl versorgt, unterbrochen wurde, sei zwar beunruhigend, für den Unglücksreaktor selbst aber ein “überschaubares Problem”. Um den 1986 zerstörten Block 4 in Tschernobyl liegt eine relativ neue Schutzhülle. “Das ist eigentlich ein Hightech-Gerät mit einer doppelten Stahlhülle”, zwischen denen die Luft abgesaugt wird. Kappt man nun die Stromversorgung fällt dieser Mechanismus aus. Das sei aber unmittelbar kein größeres Problem, weil der Unglücksreaktor nun bereits so lange Zeit quasi “dahindämmere”, erklärt Steinhauser.

Moskau gibt ukrainischen “Nationalisten” die Schuld an dem Vorfall. Russische Spezialisten hätten aber unverzüglich Maßnahmen ergriffen, um auf dieselgetriebene Notstromquellen umzusteigen. Nun solle das Kraftwerk dauerhaft ans weißrussische Energiesystem angeschlossen werden, sagte der russische Vizeverteidigungsminister Nikolai Pankow.