Der Lenker wurde zwischenzeitlich in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. Es gebe Verdachtsmomente dafür, dass er „an einer beträchtlichen psychiatrischen Erkrankung leidet und diese nach derzeitigem Erkenntnisstand ursächlich für den Tatentschluss gewesen sein könnte“, berichteten die Ermittler. Der 30-jährige türkische Staatsangehörige soll am Freitag in Witzenhausen mit einem Auto in die Gruppe von Schülern auf einem Gehweg vor einer Kita gefahren sein. Ein achtjähriges Mädchens erlag wenige Stunden später im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Zwei Mädchen im Alter von sieben und acht Jahren wurden schwer verletzt.

Die Ermittler waren zunächst von einem Unfall ausgegangen, Hinweise auf einen Vorsatz hatten sie anfangs nicht. Im Lauf der weiteren Untersuchungen habe sich aber ein bis dahin unbekannter Zeuge gemeldet, hieß es nun. Dessen Angaben ließen das Geschehen „in einem völlig anderen Licht“ erscheinen. Dies sowie die vorläufige Stellungnahme eines Sachverständigen führten zur Neubewertung des Falles, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Kassel erläuterte.

Kein Terrorverdacht

Nun besteht laut Staatsanwaltschaft und Polizei der „dringende Verdacht, dass der Türke eine aktive Lenkbewegung in Richtung der Grundschüler getätigt und folglich den Tod eines Kindes und die Verletzung mehrerer Kinder vorsätzlich herbeigeführt hat“. Hinweise für einen extremistischen oder terroristischen Hintergrund lägen allerdings nicht vor. Ermittelt wird wegen des Verdachts des versuchten und vollendeten Heimtückemordes, der gefährlichen Körperverletzung und des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. Der Mann soll in seiner Vernehmung von einem „Blackout“ gesprochen haben berichtet die „FAZ“ unter Berufung auf die deutsche Presseagentur.

Keine Bremsspuren

Witzenhausens Bürgermeister Daniel Herz (parteilos), der früher bei der Kripo gearbeitet hat, telefonierte noch am Nachmittag mit Polizei und Staatsanwaltschaft. „Die Stimmung im Ort ist seit Freitag sehr bedrückend, gleich ob das jetzt ein Unfall war oder Vorsatz“, sagte Herz der Deutschen Presse-Agentur. Die Wendung in dem Fall sei „überraschend“. Die meisten Bürger hätten angenommen, „dass etwas Medizinisches dahintersteckt“. Allerdings habe es wohl keine Bremsspuren gegeben.