Der ständig kranke Mann am Bosporus will nicht noch kränker werden: Der Berater und Sprecher des türkischen Präsidenten Ibrahim Kalin stellte nun nochmals klar, dass die Türkei sich absolut nicht zu einer Beteiligung an den bereits verhängten EU-Sanktionen gegen Russland zwingen lasse.

In einem Interview mit Habertürk-TV sagte Kalin deutlich: “Wir haben gute Beziehungen zu den USA, den Ländern des Westens. Bedeutet das automatisch gute Wirtschaftsbeziehungen? Dies ist ein Ökosystem. Wir verfolgen eine Politik des Gleichgewichts mit Russland. Bedeutet das automatisch, dass russisches Kapital in die Türkei kommt? Wir haben eine Energiebeziehung mit Russland. Da wir von ausländischen Energiequellen abhängig sind, entwickeln wir Beziehungen zu Russland wie auch zum Iran.” Und der Präsidenten-Sprecher betonte: “Wir verhängen keine Sanktionen gegen Russland. Natürlich müssen wir die Interessen unseres Landes schützen.”


		
Berater und Sprecher des türkischen Präsidenten: Ibrahim Kalin (50)

Kaum Kritik aus Brüssel für Anti-Sanktionen-Kurs der Türkei

Im aktuellen Interview liefert Ibrahim Kalin auch noch eine weitere Begründung, warum die Türkei nicht mit dem Kreml brechen will: “Wir wollen ein Akteur sein, dem die russische Seite weiter vertrauen kann. Wer soll schließlich mit Russland reden, wenn alle ihre Brücken abbrechen?”

Außerdem sagt der Berater Erdogans offen, was auch viele Österreicher längst spüren: “Unsere Wirtschaftsbeziehungen sind so beschaffen, dass die Verhängung von Sanktionen unserer Wirtschaft mehr schaden wird als Russland.”

Und: “Gegenwärtig haben die Westeuropäer dies akzeptiert. Sie sagen aus geopolitischen Gründen nichts über die Position der Türkei. Es gibt einen Prozess, in dem wir den Getreideversand der Ukraine durchführen. Die Türkei wird zum Lebensmittelschlüssel. Und unsere europäischen Freunde fragen: ,Wann wird dieses Treffen mit Russland stattfinden, wann wird die Verschiffung beginnen?’ Einige von ihnen rufen an, um zu sagen: ,Lasst uns an diesem Prozess teilnehmen.'”

Tatsächlich wird die Türkei von Brüssel kaum für ihr Ausscheren aus dem Sanktionen-Reigen kritisiert.

Auch Kanzler Karl Nehammer suchte das Gespräch mit dem türkischen Präsidenten.