Jan Böhmermann, deutscher TV-Kasperl, bekommt zum sechsten Mal in Folge den Grimme-Preis verliehen. “Eigene Rechercheleistungen und für ein größeres Publikum satirisch aufbereitete Informationen, die sonst nur ein Fachpublikum erreicht hätten, sind zum Markenzeichen des ‘ZDF Magazin Royale’ geworden”, begründete die Jury die Entscheidung. Böhmermanns Konzept basiere auf einer “simplen Überlegung”: In einer Welt, in der Politiker “wie Clowns” agierten, hätten echte Clowns keine andere Wahl als selbst politisch zu werden. “Genau das tut der politisch gewordene Clown Jan Böhmermann (…).”, so die Begründung der Grimme-Stiftung.

Neue Version des Sandmännchens beschäftigt sich mit Nachhaltigkeit

Neben Böhmermann darf sich auch ein bekanntes Gesicht des Kinderkanals über einen Preis freuen – das Sandmännchen. Die 1959 erstmals in der DDR ausgestrahlte Kindersendung ist die mittlerweile am längsten produzierte Fernsehserie der Welt. Der Kinder-Klassiker erhält zum ersten Mal die begehrte Trophäe. Die Auszeichnung geht an den Regisseur und die Animateurin einer spezielle RBB-Produktion. In diesem Sandmännchen-Film behandelt der kleine Mann ein sogenanntes Recycling-Fahrzeug – aus gebrauchten und defekten Dingen entsteht darin auf Knopfdruck etwas Neues. “Besonders gelungen findet die Jury die Modernisierung der Animation und die Beschäftigung mit dem wichtigen Thema Nachhaltigkeit, das hier – wie immer ohne Worte – kindlich begreifbar gemacht wird”, hieß es in der Begründung.

Auch queeres Umstyling-Format erhält Preis

Gute Nachrichten nach krisenhaften Zeiten gab es zudem für den Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Mit dem Preis für die “besondere journalistische Leistung” zeichnete die Grimme-Jury die Redaktion des RBB-Politmagazins “Kontraste” aus. Gewürdigt wurden ihre “kontinuierlichen investigativen Recherchen zu Randthemen des Rechtsradikalismus”. Auch mehrere Dokumentationen konnten Grimme-Preise ergattern – darunter “Atomkraft Forever” (SWR/NDR) und “Die Story im Ersten: Leben nach Butscha – Trauma und Hoffnung” (WDR).

Im Vorhinein war bereits klar, dass das Thema “Vielfalt” in der Gesellschaft ein prägendes für den diesjährigen Grimme-Jahrgang werden könnte. Zum Teil bewahrheitete sich das auch. Mehrere Formate aus diesem Spektrum konnten sich am Dienstag über eine Auszeichnung freuen.

Eine Auszeichnung wurde zum Beispiel an das Format “Queer Eye Germany” des Streamingdienstes Netflix vergeben, in dem queere Lifestyle-Experten das Leben ihrer Kandidaten durch Umstylings zum Positiven verändern wollen. “Echte Empathie und Sensibilität im Ausdruck sind ein seltenes Gut auf dem Gebiet des Reality-Fernsehens”, würdigte die Jury die Show.  Ebenfalls bedacht wurde das Vox-Format “Zum Schwarzwälder Hirsch – eine außergewöhnliche Küchencrew und Tim Mälzer”. In der Sendung macht TV-Koch Tim Mälzer Menschen mit Trisomie 21 fit für den Restaurant-Betrieb. Das Format gewann nicht nur einen Grimme-Preis, sondern auch den sogenannten Publikumspreis.

Die sogenannte besondere Ehrung im Rahmen des Grimme-Preises geht 2023 unterdessen an Kabarettistin und Schauspielerin Maren Kroymann (73). Mit ihrem Schaffen und Wirken stehe die sie “für die kraftvolle Vielfalt weiblicher Identitäten im Deutschen Fernsehen”, hieß es zur Begründung. “Dabei hat sie die Hürden und Entwertungen der traditionell männlich geprägten Fernsehkultur durchleben müssen, wovon sie sich aber nicht hat entmutigen lassen, im Gegenteil.”