Konkrete Vorwürfe und ungeklärte Sachverhalte stehen im Falle Annalena Baerbocks nach wie vor im Raum. Sachfragen lassen sich am besten auf der Sachebene klären und beantworten – oder eben nicht, weil man sie nicht klären will. Wie man ihnen zumindest ausweicht, demonstriert eine Sendung des öffentlich-rechtlichen TV-Senders WDR: Man führt eine andere Frage ein, die nichts mit dem Sachverhalt zu tun hat.

“Immer wieder gibt es neue Vorwürfe gegen Annalena Baerbock”, twittert der WDR. “Liegt es vor allem an Fehlern bei den Grünen – oder soll verhindert werden, dass eine Frau an der Spitze zur Normalität wird?” Die Politik- und Genderforscherin Dorothee Beck gibt die Antwort. Klare Sache: “Frauen werden schärfer angegriffen, weil sie das männliche System in der Politik in Frage stellen.”

16 Jahre Angela Merkel belegen: In Deutschland ist toxische Männlichkeit omnipräsent

An der Spitze jenes männlichen Systems, das die Grünen-Kanzlerkandidatin bedroht, stand 16 Jahre lang Angela Merkel. Doch 16 Jahre machen keinen Unterschied, vielmehr ist toxische Männlichkeit in Deutschland zurzeit allgegenwärtig. Becks Schlussfolgerung lautet nämlich: “Es geht jetzt darum zu verhindern, dass eine Frau an der politischen Führungsspitze tatsächlich zur Normalität wird. Man hat das eine Generation Merkel lang ertragen. Jetzt soll wieder ein Mann ran. Diese Normalität soll es noch nicht geben. Die männliche Normalität soll wieder hergestellt werden.”

Dorothee Becks Forschungsergebnisse haben jegliche Zweifel bezüglich Baerbock ausgeräumt. Da Beck auch noch Vorträge an der parteinahen Heinrich-Böll-Stiftung hält, kann sie vermutlich auch beantworten, ob die öffentlichen Gelder, die Baerbock von eben jener Böll-Stiftung für ihr Stipendium erhalten hat, rechtmäßig vergeben worden sind, oder ob sie zweckentfremdet wurden – zur Förderung einer angehenden Politikerin, die in Wahrheit keine Zeit für ihre nie fertig gestellte Dissertation hatte.

Die Recherchen der Medien haben einen "kritischen Ausnahmezustand" erzeugt, der abzustellen ist

Tatsächlich ist an all dem auch wirklich nichts dran, denn Beck verlangt von den Medien nun, nicht mehr weiter nachzubohren, sondern viel mehr die Recherchen und die lästigen Fragen endlich einzustellen. Hier sind alle mit ihrer überzogenen Kritik ja ohnehin schon viel zu weit gegangen (ganz besonders die TAZ, die doch glatt fordert, Baerbock solle zugunsten ihres männlichen Parteikollegen Robert Habeck abtreten). Dorothee Beck richtet allen aus: “Es ist ein kritischer Ausnahmezustand, der beendet werden soll.”

PS: Eindeutig frauenfeindlich ist die Software des Plagiatsjägers Stefan Weber. Nachdem er unter deren Zuhilfenahme zahlreiche Plagiatsfragmente in Annalena Baerbocks Sachbuch entdeckt hat, überprüfte er mit seinem Programm auch noch das jüngste Sachbuch von Robert Habeck. Gegenüber dem eXXpress erklärte er, hier nichts Vergleichbares gefunden zu haben: “Auf den ersten Blick ist das eine andere Welt.” Es wird Zeit, diese Software neu zu programmieren. Sie dient der Verteidigung eines männlichen Machtsystems.