Asterix und Obelix: Wer kennt sie nicht, die Geschichten des ungleichen Gallier-Duos, die den allmächtigen aber offenbar doch nicht ganz so smarten Römern, die ganz Gallien besetzt haben – ganz Gallien? Ach nein, da ist ja dieses kleine Dörfchen, das man auf der Karte voller dem Römischen Reich ergebener gallischer Dörfer zwar mit der Lupe suchen muss, aber sich der Übermacht Roms dennoch nicht beugen will und dem Cäsaren erfolgreich Alpträume bereitet. Das Dorf von Asterix und Obelix, den Helden von Generationen. Zwei Helden, die eine neue Theorie nun demontieren will, denn hinter den Geschichten um die beiden so gutmütig-gerechtigkeitsliebenden Gallier soll unlauteres Gedankengut und eine gehörige Portion Rassismus stecken. Wie bitte?

Im jüngsten Podcast von Deutschlandfunk Kultur werden die Kult-Comics von Albert Uderzo (Zeichnungen) und René Goscinny (Text) neu gelesen, und unter dem Motto “Zwanghafte Prügeleien und ein bisschen Rassismus” stellt sich der Autor des Beitrags, Florian Werner, die Frage wie viel Dekolonisation denn eigentlich in den Abenteuern der widerstandsfähig-sturen Gallier mit der Macht des Zaubertranks auf ihrer Seite steckt. Seine Antwort: So einiges an Dekolonisation – und Rassismus, ein gefährlicher vermeintlicher “Rollenwechsel” inklusive “Whitewashing” und ein an “Täter-Opfer-Umkehr” grenzender Rollenwechsel noch dazu. Wie meinen?

Was der Autor hier meint, erschließt sich laut dessen Schlussfolgerung vor allem aus dem zeitlichen Kontext und dem kulturellen Hintergrund der Asterix-Comics, die erstmals im Jahr 1959 im franco-belgischen Comicmagazin “Pilote” erschienen sind und aus der Feder der französischen Comic-Legenden Albert Uderzo und René Goscinny stammen. Denn Frankreich, eine der großen Kolonialmächte, hatte mit der Dekolonisation zu kämpfen und laut Werner spiegelt sich das direkt in den Abenteuern der beiden Gallier im Widerstandskampf gegen die “Kolonialmacht Rom” wider: “Asterix-Hefte lassen sich als politische Allegorie lesen: Vor allem die Parallelen zwischen denUnabhängigkeitsbestrebungen der Comic-Gallier und dem historischen Prozess der Dekolonisation sind auffällig”, so eine der Grundthesen im Podcast.

Asterix hilft dem gutmütigen und schüchternen Obelix dabei, die schöne Falbala zu umwerbenScreenshot aus dem Film "Asterix und Obelix: Sieg über Cäsar"

Dieser These nach zufolge geht es in den Geschichten von Asterix und Obelix also gar nicht um die über 2000 Jahre zurück liegende Kolonialherrschaft von Julius Cäsar, sondern um eine viel jüngere und aktuellere Geschichte: Das Erscheinen des ersten eigenständigen Asterix-Bandes fiel nämlich mit dem Zusammenbruch des französischen Kolonialreichs zusammen. Im Jahr 1958 erklärte Guinea als erste französische Kolonie in Afrika seine Unabhängigkeit. 1960 folgten vierzehn weitere Kolonien, zwei Jahre später Algerien. Dazwischen, im Juli 1961, erschien “Asterix der Gallier”, das erste Album um den kleinen schnauzbärtigen Widerstandskämpfer und seinen Hinkelstein-werfenden, sensiblen Freund Obelix, der als Kind in den Zaubertrank gefallen ist.

Die Darstellung afrikanischer Menschen in den Asterix und Obelix Comics bedient sich großzügig aus dem Stereotype-FundusAusschnitt aus einem Asterix & Obelix Comic / Egmont Ehapa

Für Florian Werner liegen die Parallelen zwischen den fiktiven Unabhängigkeitsbestrebungen der Gallier und dem historischen Prozess der Dekolonisation damit klar auf der Hand: In beiden Fällen wehrt sich die Bevölkerung eines Landes gegen eine militärisch überlegene, aber moralisch korrupte Besatzungsmacht. Doch es gibt auch empfindliche Unterschiede, die Asterix und Obelix dadurch auch “problematisch”, ja sogar “rassistisch” machen sollen. Und zwar deshalb, weil “Asterix” den Kampf um Dekolonisation “weiß wäscht” – hier kann man Unterdrückte und Unterdrücker plötzlich nicht mehr klar anhand ihrer Hautfarben auseinander halten, nein – kämpfen “Weiße” gegen “Weiße”, und das sei vor allem deshalb so gefährlich, weil der “Täter” (die Weißen) sich so quasi “unfairerweise” mit dem “Opfer”(im Kontext der Dekolonisationsgeschichte Algerier und Co.) identifizieren und sogar selbst als Opfer fühlen könnten (wozu sie ja kein Recht haben, laut dieser Theorie).

In diese “ethnozentrische Logik” füge sich dann noch ein, dass sich die Darstellung afrikanischer Menschen in den Asterox-Comics großzügig aus dem Fundus rassistischer Stereotype bedient. Und gewaltverherrlichend sind sie sowieso, weil die Gallier keine Gelegenheit auslassen, die Römer mit Gusto zu verprügeln. Unterm Strich: Geht gar nicht, Asterix. Pfui, Asterix!

Sicher auch politisch inkorrekt: Die "cultural appropriation" die die Gallier beim Besuch der Indianer in Amerika an den Tag legenScreenshot aus dem Film "Asterix und Obelix in Amerika"

Für Florian Werner liegen die Parallelen zwischen den fiktiven Unabhängigkeitsbestrebungen der Gallier und dem historischen Prozess der Dekolonisation damit klar auf der Hand: In beiden Fällen wehrt sich die Bevölkerung eines Landes gegen eine militärisch überlegene, aber moralisch korrupte Besatzungsmacht. Doch es gibt auch empfindliche Unterschiede, die Asterix und Obelix dadurch auch “problematisch”, ja sogar “rassistisch” machen sollen.

Und zwar deshalb, weil “Asterix” den Kampf um Dekolonisation “weiß wäscht” – hier kann man Unterdrückte und Unterdrücker plötzlich nicht mehr klar anhand ihrer Hautfarben auseinander halten, nein – kämpfen “Weiße” gegen “Weiße”, und das sei vor allem deshalb so gefährlich, weil der “Täter” (die weißen Europäer) sich so quasi “unfairerweise” mit dem “Opfer”(im Kontext der Dekolonisationsgeschichte Algerier und Co.) identifizieren und sogar selbst als Opfer fühlen könnten (wozu sie ja kein Recht haben, weil sie ja auf der Täterseite waren, so die Schlussfolgerung im Podcast von Deutschlandfunkkultur). “Über den Appeal dieses Rollenwechsels lässt sich nur spekulieren”, so Florian Werner.

Lassen keine Gelegenheit aus, die Römer zu verprügeln: Asterix und ObelixAusschnitt aus einem Asterix & Obelix-Comic

In diese “ethnozentrische Logik” füge sich dann noch ein, dass sich die Darstellung afrikanischer Menschen in den Asterox-Comics großzügig aus dem Fundus rassistischer Stereotype bedient. Unterm Strich: Geht gar nicht, Asterix. Pfui, Asterix!

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