Anfangs fluteten die ukrainischen Streitkräfte mit spektakulären Drohnen-Videos das Web, zeigten stolz jeden einzelnen abgeschossenen russischen Kampfpanzer und posteten täglich kaum glaubhafte Verlustzahlen der russischen Armee.

Nach fast vier Monaten Krieg und weniger Waffenhilfe durch die EU-Staaten als erhofft hat sich die Regierung in Kiew offenbar zu einer Änderung der Kommunikationsstrategie entschieden: Jetzt sollen Fotos von Soldaten mit Kätzchen und von verletzten Zivilisten Europa zu mehr finanzieller und waffentechnischer Hilfe überzeugen. Auch eine neue Ehrlichkeit bei der Nennung der eigenen Verluste soll nun dabei helfen, Deutsche, Franzosen, Briten, Italiener und Polen zu noch mehr Unterstützung der Regierung in Kiew zu bewegen.

Brigadegeneral Wolodymyr Karpenko.

Dramatische Verluste

Brigadegeneral Wolodymyr Karpenko machte damit den Anfang: “Bis heute haben wir infolge aktiver Gefechte schätzungsweise 30 bis 40, manchmal bis zu 50 Prozent Verluste bei der Ausrüstung“, sagte der hochrangige ukrainische Offizier dem US-Magazin „National Defense“. „Schätzungsweise 1300 Infanterie-Kampffahrzeuge, 400 Panzer und 700 Artilleriesysteme wurden verloren.“

Somit hat die ukrainische Armee bereits 1200 Mann an ausgebildeten Kampfpanzer-Besatzungen verloren. Und der Verlust der Ausrüstung ist besonders dramatisch, weil dieser in der Ukraine kaum ersetzt werden kann, während die russischen Streitkräfte ständig neues Material selbst aus weit entlegenen Depots hinter dem Ural an die Front im Donbass heranbringen können.

Nicht nur die russische Armee verlor in vier Monaten Krieg hunderte Kampfpanzer.

Aktuell sterben pro Tag 500 ukrainische Soldaten.

Mit Aussagen wie von Brigadegeneral Wolodymyr Karpenko könnte Westeuropa auch auf eine nun kaum noch abwendbare Rückzugssituation im Donbass-Gebiet vorbereitet werden: Die ukrainischen Bataillone werden dort unter massiven russischen Artilleriebeschuss ausgeblutet, von “500 Toten täglich” spricht etwa der Abgeordnete und IT-Millionär David Arakhamia, ein enger Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj (der eXXpress berichtete).