Die ukrainische Agentur Unian meldete, dass von der Halbinsel Krim viele Bomber und Jagdflugzeuge nach Norden gestartet seien. Laut Unian sollten Kiew, die Städte Mykolajiw und Cherson im Süden sowie Charkiw im Osten zu den Zielen der russischen Kriegsflugzeuge gehören. Die staatlichen Behörden berichteten einige Stunden später von Explosionen in Kiew und Charkiw. In der Hauptstadt war es zuvor einige Stunden lang ruhig gewesen.

In der Großstadt Tschernihiw unweit der belarussischen Grenze soll eine Rakete in ein Wohnhaus eingeschlagen sein. Dadurch sei ein Feuer ausgebrochen, wie der staatliche Informationsdienst der Ukraine am Montag in der Früh auf Telegram schrieb. Angaben zu Verletzten gab es zunächst nicht.

Der ukrainische Generalstab hatte am Sonntag eingeräumt, dass die Lage “schwierig” sei, weil der russische Beschuss “aus praktisch allen Richtungen” andauere. Konkret wurde etwa auf den Luftwaffenstützpunkt Wassylkiw südlich von Kiew verwiesen, wo weiter erbitterter Widerstand gegen russische Angreifer geleistet werde.

Satellitenbilder zeigen den Konvoi

Belarus mischt sich ein

Unian berichtete weiter, dass belarussische Fallschirmjäger den Befehl bekommen hätten, um 5.00 Uhr in die Ukraine zu fliegen. Sie beruft sich dabei auf Informationen von Andrej Strischak von der Nichtregierungsorganisation Bysol (Belarus Solidarity Foundation), die sich für Betroffene von politischen Repressionen in Belarus einsetzt. Der US-General und frühere NATO-Kommandant Wesley Clark sagte in CNN, dass ein Eingreifen belarussischer Soldaten das Problem der Verteidiger Kiews noch verstärken würde. Der belarussische Präsident Lukaschenko hatte nach Angaben von des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj noch am Sonntag versichert, nicht in den Krieg eingreifen zu wollen.

Das US-Verteidigungsministerium betonte indes, dass die heftige Gegenwehr der Ukrainer den Vormarsch der russischen Armee bremse. “Die Ukrainer leisten erbitterten Widerstand”, sagte ein hochrangiger Mitarbeiter des Ministeriums am Sonntag (Ortszeit) in einem Briefing für Journalisten. “Das ist heldenhaft, das ist inspirierend, und das ist für die Welt sehr deutlich zu sehen.” Man beobachte zudem “Treibstoff- und Logistikengpässe” der russischen Truppen.

“Nach unserer Einschätzung haben sie nicht mit dem Ausmaß des Widerstands gerechnet, auf den sie stoßen würden”, sagte der Regierungsvertreter weiter. Es sei aber davon auszugehen, dass die russischen Streitkräfte sich anpassen und die Herausforderungen bewältigen würden. Nach US-Einschätzung habe der russische Präsident Wladimir Putin erst zwei Drittel seiner für die Invasion an der Grenze zusammengezogene “Kampfkraft” im Einsatz in der Ukraine.

Je länger die Ukrainer aushalten, desto verzweifelter sind die Russen

Edward Arnold vom Royal United Services Institute sagt, dass die Invasion nun in die zweite Phase eintritt, in der es wahrscheinlich zu einem “blutigen Kampf um die Straßen der ukrainischen Bevölkerungszentren” kommen wird.
Arnold erklärte, dass Russland zwar damit gerechnet habe, Kiew innerhalb von zwei bis drei Tagen einzunehmen, der “beispielhafte” Widerstand der Ukrainer aber bedeute, dass die Stadt noch nicht von Wladimir Putins Truppen eingenommen worden sei.
“Aus russischer Sicht hätten sie Kiew innerhalb von zwei oder drei Tagen einnehmen und diesen psychologischen Vorteil nutzen wollen, um den Kampfeswillen der Ukrainer zu brechen”, so Arnold.
“Je länger die Ukrainer ausharren können, desto verzweifelter werden die Russen.

4500 tote russische Soldaten

Der ukrainische Generalstab gab indes eine neue Bilanz der russischen Verluste bekannt. Seit Beginn des Krieges am Donnerstag soll die russische Seite 4500 Soldaten verloren haben, hieß es. Außerdem seien Hubschrauber, Panzer und weitere militärische Fahrzeuge zerstört worden. Von unabhängiger Seite ließen sich diese Angaben nicht überprüfen. Auch war unklar, wie sich diese Verluste (in Gefallene, Verwundete und Vermisste) untergliedern. Russland hatte am Sonntag erstmals Todesopfer im Krieg eingeräumt, aber keine Zahlen genannt.

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