Der Ukraine-Krieg hat den Weizenpreis von rund 290 Euro je Tonne auf einen Rekordwert von über 400 Euro hochschnellen lassen. Der langjährige Wifo-Agrarökonom Franz Sinabell hat bereits einige Krisen auf den Getreidemärkten beobachtet. “Einen so raschen Preisanstieg in so wenigen Tagen habe ich noch nie erlebt”, sagte der Wiener Ökonom. Fast ein Drittel der weltweiten Weizenexporte stammte vor dem Krieg aus Russland und der Ukraine.

Wie eine Getreideernte in der Ukraine in Zeiten des Kriegs stattfinden soll, ist ungewiss. “Im besten Fall” könnten sich die Ukrainer heuer “selbst ernähren, wenn es so weitergeht”, erwartet Sinabell. Ein mögliches Szenario sei auch, dass die Ukraine selbst Getreide-Hilfslieferungen brauche. Russland wird Landwirtschaftsminister Dmitri Patruschew zufolge seine Exportverpflichtungen im Agrarsektor erfüllen, hieß es am Donnerstag. Die russische Nachrichtenagentur Interfax hatte zuvor gemeldet, dass Russland den Export von Weizen von 15. März bis Ende August einschränken will.

13 Millionen Menschen könnten hungern

Wenn diese Exporte nun wegbrechen, werden Nahrungsmittelpreise weiter steigen, obwohl sie durch Corona und die hohen Energie- und Düngerpreise schon jetzt auf Höchstständen sind. Nach ersten Prognosen könnte das acht bis 13 Millionen Menschen zusätzlich in den Hunger treiben, vor allem in Afrika, dem Nahen Osten und Asien.

Europas Landwirte müssen gestärkt werden

Auch die heimischen Landwirte machen sich wegen des Krieges in der Ukraine Sorgen um die weltweite Getreideversorgung und wollen die Landwirtschaft in Europa gestärkt sehen. “Wir brauchen jeden Quadratmeter Boden”, so Bauernbund-Präsident Georg Strasser heute. Einmal mehr wird die Außer-Nutzung-Stellung von Agrarflächen, wie ihn der Green Deal der EU zum Kampf gegen den Klimawandel vorsieht, abgelehnt. Dies würde die Versorgungssicherheit gefährden.