Kiew wurde in der Nacht erneut angegriffen, aus dem Zentrum waren Explosionen zu hören. Das ukrainische Medienunternehmen Suspilne berichtete unter Berufung auf die örtlichen Behörden, in der Stadt Sumi bestehe die Gefahr von Straßenkämpfen. Die Menschen in Sumi, das rund 300 Kilometer östlich von Kiew liegt, sollten in Schutzräumen bleiben. Russische Truppen versuchten laut Angaben der Ukrainischen Armee zudem weiter, die administrativen Grenzen der Regionen Luhansk und Donezk zu erreichen, um so einen Landkorridor von der von Russland annektierten Halbinsel Krim zu den Separatistengebieten zu schaffen.

"Furchtbare Situation" in Mariupol

Der strategisch wichtige Hafen von Mariupol steht nach Angaben von Bürgermeister Wadym Boitschenko von vor der Ankündigung Moskaus nach tagelangen “rücksichtslosen” Angriffen unter russischer “Blockade”. “Im Moment suchen wir nach Lösungen für die humanitären Probleme und nach möglichen Wegen, um Mariupol von der Blockade zu befreien”, erklärte Boitschenko am Samstag im Messenger-Dienst Telegram.

“Unsere Priorität ist die Herstellung eines Waffenstillstands, damit wir die lebenswichtige Infrastruktur wiederherstellen und einen humanitären Korridor einrichten können, um Lebensmittel und Medikamente in die Stadt zu bringen”, hatte Boitschenko erklärt.

Boitschenkos Stellvertreter Sergej Orlow hatte am Freitag in der BBC von einer “furchtbaren” humanitären Situation in Mariupol gesprochen, nachdem die 450.000-Einwohner-Stadt über 40 Stunden lang beschossen worden sei. Orlow warf den russischen Streitkräften auch Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser vor. Russlands Staatschef Wladimir Putin wolle “die Ukraine als Nation zerstören”, sagte er.

Die Situation in der Hafenstadt Mariupol ist dramatisch

Gegenseitige Vorwürfe

Mariupol liegt in der Nähe der früheren Frontlinie zwischen pro-russischen Separatisten aus der Ostukraine und der ukrainischen Armee. Die Einnahme der Hafenstadt würde einen Zusammenschluss der russischen Truppen mit Einheiten aus der Krim und dem Donbass ermöglichen.

Am Donnerstag hatten sich eine russische und eine ukrainische Delegation bei Verhandlungen im Westen von Belarus auf humanitäre Korridore in besonders umkämpften Gebieten der Ukraine verständigt. Doch warfen sich die Kriegsparteien am Freitag vor, Fluchtkorridore für Zivilisten zu behindern.

Die Ukrainer leisten weiterhin Widerstand

Britisches Fernsehteam beschossen

Ein Fernsehteam des britischen Senders Sky News ist am Montag in der Nähe von Kiew unter Beschuss geraten. Wie der Korrespondent auf der Website von Sky News berichtete, sei sein Team auf der Fahrt im Nordwesten von Kiew in der Nähe eines ukrainischen Kontrollpunkts unter schweren Beschuss aus automatischen Waffen geraten. Sowohl der Reporter als auch der Kameramann seien dabei getroffen worden, jedoch dank ihrer Schutzwesten ohne größere Verletzungen davongekommen.