Nach dem Besuch von Präsident Wolodymyr Selenskyj in London versprach Rishi Sunak, der Ukraine mehr Militärhilfe zukommen zu lassen. Dazu werden offensichtlich auch britische Langstreckenraketen gehören. Zurzeit wird nur noch darüber diskutiert, wie viele Raketen Kiew erhalten soll und welche: die Harpoon-Schiffsabwehrraketen oder Boden-Luft-Raketen vom Typ Storm Shadows.

Selenskyj (r.) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem britischen Premierminister Rishi Sunak (l.)APA/AFP/POOL/PETER NICHOLLS

Die Ukraine versprach bisher, keine Ziele in Russland anzugreifen, schloss aber die Krim ausdrücklich nicht aus. Einen Angriff auf die Halbinsel scheint Kiew nun auch tatsächlich ins Auge zu fassen, wie Quellen aus dem ukrainischen Verteidigungsministerium gegenüber „The Times“ bestätigten: Kiew sei bereit, die Raketen für einen Angriff auf die Krim einzusetzen, heißt es. Zuvor hatte Selenskyj bereits erklärt: Waffen von westlichen Verbündeten mit größerer Reichweite könnten „tief in den besetzten Gebieten“ einschlagen.

Raketen werden von beiden Seiten seit Beginn der Invasion eingesetzt. Ein Raketenangriff auf die Krim hat bisher nicht stattgefunden.

Selenskyj: „Verteidigen uns gegen die anti-europäischste Kraft der modernen Welt“

Beim Treffen mit europäischen Parlamentariern in Brüssel erneuerte Selenskyj seine Forderung nach Kampfjets. „Wir verteidigen uns gegen die anti-europäischste Kraft der modernen Welt“, sagte der ukrainische Präsident. „Wir verteidigen uns selbst – wir Ukrainer auf dem Schlachtfeld – zusammen mit Ihnen.”

Die Ukraine hat Harpoon-Schiffsabwehrraketen bereits von Dänemark erhalten und mit ihnen die Moskwa, das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, versenkt.

Harpoon-Raketen kosten etwa 1,2 Millionen 1,4 Millionen Euro pro Stück und haben eine maximale Reichweite von 214 Kilometern. Storm Shadow-Raketen kosten etwa 2,5 Millionen Euround können Ziele in einer Entfernung von bis zu 560 Kilometern treffen, obwohl modifizierte Versionen für den Export eine deutlich geringere Reichweite haben.

Eine Harpoon-Anti-Schiffsrakete wird abgefeuert.Getty

Westliche Staaten akzeptieren anscheinend die Krim als legitimes Ziel

Die westlichen Staaten haben in den vergangenen Wochen ihre Haltung in Bezug auf die Entsendung von Offensivwaffen aufgeweicht. Anscheinend akzeptieren sie mittlerweile die Argumente Kiews, wonach die Krim besetztes Gebiet ist, das ein legitimes Ziel darstellt. Gleichzeitig hat US-Präsident  Joe Biden in der vergangenen Woche die Reichweite der ukrainischen Armee effektiv verdoppelt, indem er bodengestützte Bomben mit kleinem Durchmesser in das jüngste amerikanische Unterstützungspaket aufnahm. Diese Waffen können Ziel in einer Entfernung von 150 Kilometern treffen,

Selenskyj und Sunak kurz vor dem Treffen mit ukrainischen TruppenAPA/AFP/POOL/Andrew Matthews

Bei seinem Besuch in London dankte Selenskyj einer „Koalition“ westlicher Länder für ihr „jüngstes“ Geschenk von Langstreckenraketen. „Sie werden es uns ermöglichen, das Böse vollständig aus unserem Land zu vertreiben, indem wir seine Luftwaffenstützpunkte tief in den besetzten Gebieten zerstören.“

Dieses Bild der beiden Staatsoberhäupter wurde eifrig auf Twitter geteilt. Viele werten es als Hinweis, dass London bald Kampfjets liefern wird.