Eine Welle des Hasses schlägt gegenwärtig dem französischen Präsidenten von Seiten des Online-Mediums „Ukraine Front Line“ entgegen. „Die unverbesserliche französische Prostituierte Macron fordert Sicherheitsgarantien für den Hitler unserer Tage“, twitterte das ukrainische „Bürger-Medium“.

Mit dem „Hitler unserer Tage“ meinte es Russlands Präsident Wladimir Putin. Die so heftig kritisierte Forderung nach „Sicherheitsgarantien“ bezog sich auf Macrons jüngsten Einsatz für eine Waffenruhe – der eXXpress berichtete.

Wird in Kürze wieder mit Putin reden: Frankreichs Präsident Macron.

„Die blutende Ukraine verteidigt das wohlhabende Frankreich gegen den russischen Führer“

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron hat am Samstag über mögliche Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine gesprochen. In solchen Gesprächen müsse es auch darum gehen, Russland „Sicherheitsgarantien“ zu geben, wie der französische Präsident gegenüber dem französischen Sender TF1 unterstrich.

Für „Ukraine Front Line“ sind die Aussagen offensichtlich eine einzige Provokation. Wörtlich erklärte der Twitter-Account: Macrons Aussagen kämen „genau zu dem Zeitpunkt, an dem die blutende Ukraine dasselbe schöne und wohlhabende Frankreich gegen den russischen Führer verteidigt. lnfamie!“

Selenskyjs Truppen sehen sich teils als Verteidiger von ganz Europa

Ein weiteres Mal wird deutlich: Einige ukrainische Kämpfer sehen in ihrem Kampf eine Art Verteidigung Europas. Deshalb ist – gemäß dieser Sichtweise – auch Europa verpflichtet, Kiew weiterhin nach Kräften zu unterstützen.

Ukrainische Soldaten: „Wir verteidigen auch Europa“, ist immer wieder zu hören.

Selenskyjs Truppen verteidigen demnach auch Frankreich, trotz der durchaus beachtlichen geographischen Distanz: Die Autostrecke zwischen Kiew und Paris beträgt 2369,4 Kilometer. Sie ist mehr als vier Mal so lang wie Österreich breit ist.

Russlands Truppen als Gefahr für ganz Europa

Was einige Beobachter an solchen Darstellungen schon seit längerem kritisieren: Russlands Truppen sind ihnen zufolge in einem erbärmlichen Zustand und hätten den Krieg in der Ukraine eigentlich schon verloren, andererseits stellten sie aber angeblich eine massive Bedrohung für ganz Europa dar, spätestens sobald sie die Grenzen der Ukraine überschreiten. Das halten einige für nicht wirklich glaubhaft.

„Schande über dich Macron“

Unter dem Hass-Tweet von „Ukraine Front Line“ gegen Macron entließ sich ein langer Shitstorm über den französischen Präsidenten. „Schande über dich Macron“, „So sieht Appeasement aus und wir wissen, wie das mit Hitler endete!“, „Macron wird dafür berüchtigt sein, auf der falschen Seite der Geschichte gestanden zu haben“ und „Ah ja, die feigen Franzosen“ war da unter anderem zu lesen.

Gespräche zwischen Putin und Selenskyj erscheinen als wenig wahrscheinlich, wenn es nach Kiews Bedingungen geht.APA/GETTY

Kiew zu Verhandlungen bereit – sofern Russland vollständig aufgibt

Macrons Bemerkungen blieben auch nicht unbeantwortet von Kiew. Die Ukraine sei bereit, mit Russland solche Gespräche aufzunehmen, erklärte David Arachamija, Fraktionschef der Selenskyj-Partei „Diener des Volkes“. Allerdings nur unter vier Bedingungen: Russlands vollständiger Abzug aus der Ukraine, Reparationszahlungen, Bestrafung aller Kriegsverbrecher sowie die „freiwillige Abgabe aller Nuklearwaffen“.

Kiews Reaktion auf Macrons Vorschlag

Erst nachdem Russland dies alles getan habe, „sind wir bereit, uns an den Verhandlungstisch zu setzen und über Sicherheitsgarantien zu reden“, schrieb Arachamija am Samstagabend auf Telegram.

Das Online-Medium „berichtet die WAHRHEIT für den Rest der Welt“

Das Online-Medium „Ukraine Front Lines“ ist aus EMPR, eine Abkürzung für Euromaidan PR, hervorgegangen. Laut seiner Homepage ist es „die Nummer 1 der unabhängigen Bürgermedien über die Ukraine aus der Sicht gewöhnlicher ukrainischer Bürger, die während der Revolution der Würde auf den Barrikaden des Maidan geboren wurden. Wir recherchieren, analysieren und berichten die WAHRHEIT für den Rest der Welt. Unsere Reporter sind ganz normale Menschen“, heißt es dort.

Man wolle so, dass ukrainische Bürger „mit der internationalen Gemeinschaft in Kontakt treten und Nachrichten über aktuelle Ereignisse in der Ukraine verbreiten“. Neben der Website sei das Twitter-Konto die wichtigste offizielle Plattform.