Werden ihnen Jobs angeboten, dann geht es meistens nur um Reinigungstätigkeiten. Viele Flüchtlinge aus der Ukraine kämpfen gegen Vorurteile. Gegenüber “Euromaidanpress” erzählen einige von ihnen, ihre europäischen Gastfamilien seien gar schockiert darüber, dass die Ukrainer wissen, wie man eine Mikrowelle bedient. Fünf Vorurteile listet das Medium auf, mit denen sich Ukrainer häufig konfrontiert sehen:

Punkt 1: Die Ukrainer sind sehr arm

“Sie haben uns fast so wahrgenommen, als wären wir Höhlenmenschen, die nichts wissen und nichts gesehen haben”, erzählt Nataliya Benaicha, die sich vorübergehend in Paris niedergelassen hat. “Die Europäer waren überrascht, dass die Ukrainer Bankkarten, iPhones und Laptops haben, oder auch darüber, dass die Ukrainer in Restaurants gehen.

Punkt 2: Ukrainische Flüchtlinge waren bereit, die Ukraine zu verlassen

Einige ukrainische Flüchtlinge sagten, das unangenehmste Klischee sei, dass sie in andere Länder gekommen seien, um ein besseres Leben zu führen und nicht wegen des Krieges.

“Das widerlichste und beleidigendste Klischee ist, dass Flüchtling gleichbedeutend ist mit arm, dumm, vernachlässigt, ohne Selbstachtung und generell ohne Selbstwertgefühl. Wir sind nicht vor der Armut geflohen, wir sind nicht gekommen, um Geld zu verdienen, weil wir zu Hause nichts hatten, um Brot zu kaufen, und wir sind nicht gekommen, um Almosen zu bekommen, sondern vor allem, um unsere Kinder vor dem Krieg zu verstecken. Wir sind gebildet und stolz”, sagt Olena Kramar.

Ukrainer flüchteten vor Krieg

Punkt 3: Alle Ukrainer haben einen Niedriglohnjob

Alisa zog im Sommer 2022 in die Schweiz, weil ihr naher Verwandter behandelt werden musste. In den ersten Monaten des Krieges war dies in einem Kiewer Krankenhaus unmöglich geworden. In Kiew arbeitete Alisa als Managerin für ein großes ukrainisches Unternehmen in Kiew. Sie versuchte, in der Schweiz Arbeit zu finden. Es erwies sich jedoch als schwierig, eine Stelle zu finden. Obwohl sie die Qualifikationen für eine besser bezahlte Stelle besaß, lehnten die örtlichen Arbeitgeber ihre Bewerbung ab. Sie rieten ihr häufig, eine schlecht bezahlte Stelle anzunehmen.

Punkt 4: Nur wenige Ukrainer haben eine Hochschulausbildung

In der Tat ist die Zahl der Hochschulabsolventen in der Ukraine im Vergleich zu anderen europäischen Ländern relativ hoch. Auf die Frage, ob sie zumindest über eine Grundschulbildung verfügen, fanden sich einige Ukrainer jedoch in der folgenden misslichen Lage wieder. “Die Einheimischen halten uns für ungebildet und schämen sich, wenn ich sage, dass fast alle Ukrainer einen Hochschulabschluss haben und man nur selten einen Menschen ohne Schulbildung trifft”, sagt Nadiya Danylova, die im Vereinigten Königreich lebt.

Überdurchschnittlich viele Ukrainer haben einen Uni-Abschluss

Punkt 5: Die Ukraine als "neu gegründetes Land" ähnlich wie Russland

“Es gibt das Klischee, dass die Ukraine erst nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu einem Staat wurde”, sagt Mariya Kutniakova, die aus Mariupol nach Litauen gezogen ist.

“Viele Leute fragen nach der Geschichte und sagen: ‘Aber ihr hattet in eurer Geschichte nie eine Staatlichkeit’. Und ich antworte: Und was ist mit dem Kosakenstaat und der ältesten Verfassung der Welt? Nach dem Ersten Weltkrieg hatten auch wir einige Jahre Staatlichkeit. Man muss immer wieder erklären, dass wir nicht Teil des Russischen Reiches oder der Sowjetunion sein wollten und dass unser Kampf schon seit Jahrhunderten andauert. Aber es gibt immer noch dieses Klischee, dass die Ukraine ein postsowjetischer Staat und eine Provinz Russlands ist.”

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