Umarmungen und Versprechungen für Wolodymyr Selenskyj beim eben zu Ende gegangenen Staatsbesuch des französischen, italienischen und deutschen Staatschefs in Kiew, dazu noch die Ankündigung, dass die Ukraine (trotz massiver Bedenken einiger EU-Staaten) den Status als Beitrittskandidat zur EU erhalten soll – und noch neue Waffenlieferungen aus den USA: Diese Melange könnte der Präsident der Russischen Föderation heute, Freitag, zu einem weiteren, vielleicht schon lange geplanten Schritt nutzen – zur Ausrufung der Generalmobilmachung der russischen Armee.

Wladimir Putin (69) hätte ein perfektes Argumentations-Arsenal: Die westlichen Staaten machen gar keinen Hehl mehr aus ihrer Unterstützung der Ukraine, liefern massenhaft Cash und Waffen an Kiew, bilden tausende ukrainische Soldaten aus und führen somit schon indirekt Krieg gegen Russland. Und: Die Bevölkerung Russlands müsse verstehen, dass sich die Nation nun verteidigen müsse – auch wenn Putin es selbst war, der diesen Angriffskrieg mit der Invasion am 24. Februar begonnen hat.

Kommt heute Putins Konter auf die Besuche in Kiew?

Vermutlich noch tausende Kampfpanzer hinter dem Ural in Depots.

Die Folgen einer Generalmobilmachung der russischen Armee wären für die Ukraine fatal und liefern ganz Europa ein neues Szenario der Angst: Zu den aktiven Soldaten (eine Million Mann) werden bei einer Mobilmachung weitere zwei Millionen (!) Soldaten einberufen.

Russland könnte dann noch weitere tausende der insgesamt 12.420 Kampfpanzer an die Front in der Ukraine bringen – diese 12.420 Tanks sind dem Westen bekannt und müssen vom Kreml genannt werden. Wieviele Kampfpanzer in Depots und Kasernen hinter dem Ural, also noch weiter im Osten, stehen, weiß niemand.

Außerdem hat der Kreml bisher kaum die Masse der Luftstreitkräfte eingesetzt, was viele Militärexperten für eine langfristige Strategie halten: Von den 1328 Kampfflugzeugen flogen nur wenige über der Ukraine Einsätze, was sich nun dramatisch ändern könnte.

Das aktuelle Kräfteverhältnisse der Armeen der Ukraine und Russlands.
Bisher nur in geringer Zahl über der Ukraine im Einsatz: Kampfjets der russischen Luftstreitkräfte
Die Luftstreitkräfte Russlands und der Ukraine.
Demonstrative Freundschaft mit der Ukraine: Scholz, Macron, Draghi mit Wolodymyr Selenskyj.