Für die ukrainische First Lady war es eigenen Angaben zufolge immer klar, dass ihr Mann Wolodymyr Selenskyj während des Kriegs auf seinem Posten bleibt. „Ich wusste von Anfang an, dass er Kiew nicht verlassen wird“, sagt Olena Selenska in einem Interview mit Bild. „Wenn ein Land im Krieg ohne Führung bleibt, dann wird es erschüttert.“

Der Krieg habe für sie allerdings gar nicht am 24. Februar begonnen. „Er hat 2014 begonnen, und wir lebten mit diesem Krieg.“ Doch was im Februar begonnen habe, sei ganz anders gewesen. „Ein Krieg hat Gesetze“, sagt Selenska. „Aber das ist kein Krieg, sondern ein terroristischer Angriff.“ Innerlich seien die Ukrainer zwar auf den „Überfall“ Russlands vorbereitet gewesen. „Doch niemand konnte sich vorstellen, dass es so schrecklich wird“, sagt sie.

Das Ehepaar Selenskyj in friedlicheren Zeiten

„Das Leben im Krieg ist nur für einige Minuten zu planen“

Gefragt, ob sie denn im Krieg eine tägliche Routine habe? Das sei nicht möglich. „Sie können das Leben nicht länger als für einige wenige Minuten planen“, sagt Selenska.

Dennoch versucht die zweifache Mutter, vor allem Sohn Kyrylo (9) so viel Normalität wie möglich zu bieten. Sogar in den dunkelsten Momenten. Die Tochter des Ehepaars Selenskyj, Oleksandra (18), sei bereits älter. Kyrylo habe aber „keine Angst, zur Schule zu gehen. Seine Freunde und Mitschüler sind da. Er will in die Schule.“ Seit den Raketen- und Drohnenangriffen Russlands auf Kiew sei er aber zu Hause. „Für mich ist es ruhiger, wenn ich ihn neben mir sehe“, so Selenska.

Ihren Mann sehe sie nur sehr selten, „manchmal bei der Arbeit im Büro“. Die Familie sei „im Alltag getrennt“. Die Kinder sähen ihren Vater noch seltener als sie. Zusatz: „Er fehlt den Kindern.“ Aber es gehe nicht anders, das Sicherheitsrisiko sei viel zu hoch. Seit Beginn des Krieges trachteten „russische Spezialeinheiten“ nach dem Leben ihres Mannes. Im Hinblick auf die Millionen ukrainischen Flüchtlinge in Europa appelliert sie an die Geduld der Gastländer: „Wir müssen auf sicherere Zeiten warten, damit die Menschen zurückkommen können.“