Frühere Interviews mit dem ehemaligen Pionier der britischen Armee, Matthew Robins, klingen anders. Optimistischer. Doch nun gibt er zu, die Aussagen waren geschönt. Wie auch die Bilder des Krieges auf sozialen Netzwerken. “Das ist zu einem TikTok-Krieg geworden. Man sieht Videos mit teurer westlicher Ausrüstung, die russische Panzerkolonnen ausschalten. Toll, aber die Realität sieht ganz anders aus”, so Robins.

Der Westen schickte modernstes Kriegsgerät wie Mehrfachraketenwerfer in die Ukraine - die Ausrüstung einfacher Soldaten wird aber vergessen

Keine Schutzbrillen, aber Panzerhaubitzen

Mehr als 1000 Freiwillige, die er für den Krieg gegen Putins Truppen ausbildete, sind bereits gefallen. Das liegt auch daran, dass der echte Krieg hässlicher ist als sein mediales Abbild. Die Feuerkraft der russischen Armee wird oft kleingeredet. Doch sie ist enorm. Zu groß, für junge Menschen, die körperlich nicht fit genug und nicht gut genug ausgebildet sind, etwas dagegen zu halten. Da helfen auch die modernsten Panzerhaubitzen der westlichen Welt nicht.

Es scheitert an den kleinen Dingen. Einer seiner Soldaten hat die Augen durch kleine Schrapnelle verloren. Hätte er eine Militär-Schutzbrille getragen, würde er jetzt noch sehen können. Doch diese werden nicht geliefert. Von den großen Hilfen der USA und Großbritanniens bemerkt Robinson nichts. “Wenn ich mich umschaue, sieht man keinen einzigen Dollar davon. Ich sehe keine Humvees, keine gepanzerten Fahrzeuge. Die Männer, die wir ausbilden, haben keine Zieloptiken für ihre Waffen, sie haben keine Erste-Hilfe-Päckchen, keine Uniformen. Weder Augen- oder Gehörschutz ist angekommen.”

Bildet in der Ukraine Freiwillige an der Waffe aus: Der Brite Matthew Robinson

Wo bleibt die westliche Hilfe?

Auch wenn er den Mut seiner Truppen bewundert, bleibt nur die bittere Erkenntnis, dass viele von ihnen nicht von der Front zurückkehren werden. “Ich frage mich, wo die ganze westliche Hilfe bleibt, ich habe keine Ahnung, wo die westlichen Hilfsgelder sind. Jeder Mann, den ich ausbilde, hat nur eine lange Liste von Ausrüstungsgegenständen, die er nicht bekommen hat”, wird Robinson vom “Stern” zitiert.

Ukrainische Freiwillige sind oft schlecht ausgebildet und werden zu "Kanonenfutter"

Mit der richtigen Ausrüstung würde sich Dynamik ändern

Seit dem Beginn der Donbass-Offensive hat Russland die Strategie geändert. Und das bringt massive Verluste für die Ukrainer. Diese starken Verluste werden dazu führen, dass weiterhin nur unzureichend ausgebildete Rekruten an die Front geworfen werden. Um das zu verhindern, müssen die Soldaten, die einfache Infanterie, mit dem Nötigsten ausgestattet werden, appelliert der Ausbilder. “Wenn sie die richtige Ausrüstung bekämen, würde sich die ganze Dynamik ändern – diese Jungs würden 100 Prozent des verlorenen Gebiets zurückgewinnen, konstatiert Robinson.

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