Als der Film “Cargo 200” des russischen Regisseur Alexeij Balabanow 2007 in die Kinos kam und sich mit Moskaus skandalöser Verheimlichung von 26.000 gefallenen Rotarmisten befasste, löste das einen Skandal aus. Vielerorts wurde der Streifen sogar verboten. Ebenso ergeht es nun der Website https://200rf.com, die vom ukrainischen Innenministerium eingerichtet wurde: Die Generalstaatsanwaltschaft in Moskau hat die Homepage für russische Nutzer gesperrt. Auf ihr werden gefangene Soldaten gezeigt, deren Angehörige nichts von ihrem Verbleib wissen.

Ein Formular soll bei der Identifikation der Gefangenen helfen

Auch auf YouTube sind die befragten Gefangenen zu sehen. Im ersten Beitrag spricht ein Berater des ukrainischen Innenministeriums: “Ich weiß, dass viele Russen sich Sorgen darüber machen, wo ihre Kinder, Söhne und Ehemänner sind und was mit ihnen passiert. Deshalb haben wir beschlossen, all dies öffentlich zugänglich zu machen, damit jeder von Ihnen nach seinem geliebten Menschen suchen kann, den Putin in den Krieg in der Ukraine geschickt hat.” Über ein Formular, in dem man seinen Verwandtschaftsgrad zur gesuchten Person nachweisen kann, kann man auch weitere Daten eintragen, die bei der Identifikation des Betroffenen helfen.

Mit der Aktion “Ischtschi Svoich” (“Sucht nach Euren Angehörigen”) soll natürlich auch die Moral der Gegenseite und die Unterstützung für Putin geschwächt werden. Vor allem zeigen die Aufnahmen aber eins: das brutale Gesicht des Krieges.

Appel über Soziale Medien

Ein Vertreter des ukrainischen Innenministers warf der russischen Regierung auf YouTube vor, sich bei der Rückgabe sterblicher Überreste von russischen Soldaten nicht kooperativ zu zeigen: “Aus diesem Grund sind wir gezwungen, uns an Sie, die Bürger Russlands, direkt zu wenden, damit Sie diejenigen finden können, die auf unserem Territorium getötet wurden – und zwar, weil sie auf der Grundlage eines verabscheuungswürdigen Befehls Ihres Präsidenten illegal unsere Grenze überquert haben.”

Rechtliche Grauzone

Rechtlich gibt es Bedenken: Gemäß der III. Genfer Konvention aus dem Jahr 1949 dürfen Kriegsgefangene nicht vorgeführt oder der Öffentlichkeit ausgesetzt werden. Andererseits ist es mittlerweile bekannt, dass viele Angehörige der russische Wehrpflichtigen gar nichts über den Einsatz in der Ukraine wussten, und selbst nach dem Tod ihrer Söhne, Brüder oder Väter im Unklaren gelassen wurden.

Oft helfen auch andere Dokumente oder Dienstmarken bei der Identifikation.200rf200rf