Die Auswirkungen von Krieg, Flucht und Vertreibung auf die Armut in der Ukraine sind auch für die ukrainische Wirtschaft “verheerend”, teilte die Weltbank am Sonntag mit. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde im Vergleich zum Vorjahr um rund 45 Prozent einbrechen, entscheidend sei schlussendlich jedoch die Dauer und Intensität des Kriegs.

Weltbank fordert "sofortige massive finanzielle Unterstützung"

“Der Krieg hat eine bedeutende Menge der produktiven Infrastruktur zerstört – darunter Schienen, Brücken, Häfen und Straßen -, weswegen wirtschaftliche Aktivitäten in weiten Teilen dieser Gebiete unmöglich geworden sind”, erklärte die Weltbank. Der Handel ist zum Erliegen gekommen, genauso wie der Großteil der Exporte, die normalerweise durch die Häfen am Schwarzen Meer verschifft würden. Auch die Landwirtschaft, ein wichtiger Wirtschaftszweig in der Ukraine, sei wegen des Kriegs vielerorts unterbrochen. Es sei daher damit zu rechnen, dass die Folgen des Konflikts das wirtschaftliche Potenzial der Ukraine auch über das Jahr hinaus schwächen werden, so die Weltbank. “Das Ausmaß der vom Krieg ausgelösten humanitären Krise ist erschütternd”, erklärte die für Europa und Zentralasien zuständige Vizepräsidentin der Weltbank, Anna Bjerde. Die Ukraine brauche “sofort massive finanzielle Unterstützung”, forderte Bjerde.

Auch russische Wirtschaft von markanten Einbrüchen bedroht

Auch die russische Wirtschaft dürfte infolge der beispiellosen Sanktionen westlicher Nationen laut Weltbank in diesem Jahr um 11,2 Prozent schrumpfen. Die heimische Nachfrage werde rückläufig sein, weil Arbeitsplätze verloren gehen, Einkommen sinken, die Armut, die Inflation und Unterbrechungen der Lieferketten zunehmen, erläuterte die Weltbank. Außerdem werde die Wirtschaft in diesem Jahr auch in anderen Staaten der Region schrumpfen, darunter Belarus, Moldau, Kirgistan und Tadschikistan. Handelsströme seien unterbrochen oder gestört, zudem dürften in Russland lebende Bürger dieser Staaten absehbar weniger Geld nach Hause zu ihren Familien schicken. Solche Überweisungen machen in manchen Ländern – etwa Kirgistan und Tadschikistan – fast 30 Prozent der Wirtschaftsleistung aus, hieß es. Die Länder der Region seien auch für einen großen Teil ihrer Importe von Weizen auf Russland und die Ukraine angewiesen.