Kuleba appellierte an die EU, angesichts des Krieges in der Ukraine nicht „müde“ zu werden. Er rufe seine Kollegen in der EU auf, „alle Zweifel“ und „Müdigkeit“ beiseitezuschieben und „das neunte Sanktionspaket“, das „seit Langem überfällig“ sei, „so schnell wie möglich fertigzustellen“, sagte Kuleba. „Wenn wir Ukrainer nicht müde sind, hat der Rest Europas weder ein moralisches noch ein politisches Recht, müde zu sein.“

Kuleba forderte, insbesondere den staatlichen russischen Atombetreiber Rosatom wegen seiner Rolle bei der Besetzung des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja zu bestrafen. Wichtig seien auch Sanktionen, die es ermöglichen, die russische Rüstungsindustrie zu „bremsen“. „Russlands Fähigkeit, neue Raketen zu produzieren, muss zerstört werden, um zu verhindern, dass sie zusätzliche Ressourcen haben, um Ukrainer zu töten, ukrainische Städte und das Energiesystem zu zerstören“, argumentierte er.

In allen ukrainischen Städten gehören Blackouts mittlerweile zum AlltagQuelle: dpa

Selenskyj lässt 4000 Wärmestuben für die Bevölkerung einrichten

Derweil kündigte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj an, mehr als 4000 Wärmestuben für die von Kälte und Dunkelheit geplagte Bevölkerung des angegriffenen Landes einzurichten. „Alle grundlegenden Dienstleistungen werden dort bereitgestellt“, sagte er in seiner abendlichen Videoansprache am Dienstag. „Dazu gehören Strom, mobile Kommunikation und Internet, Wärme, Wasser, Erste Hilfe. Völlig kostenlos und rund um die Uhr.“

Selenskyj nannte die Einrichtungen in Verwaltungsgebäuden oder Schulen „Stabilitätspunkte“. Der offizielle Name auf einer Website der Regierung lässt sich auch mit „Punkte der Unerschütterlichkeit“ übersetzen. „Ich bin sicher, dass wir diesen Winter gemeinsam überstehen werden, wenn wir uns gegenseitig helfen“, sagte er. Zur Erinnerung: In den vergangenen Wochen zerstörte Russland bis auf drei Atomreaktoren das gesamte Elektrizitätsnetzwerk der Ukraine. Millionen Ukrainer sind deshalb ohne Strom und Heizung.

Vitali Klitschko: "Wir werden nur noch wütender, noch entschlossener"

Vitali Klitschko: "Das ist der schlimmste Winter seit dem Zweiten Weltkrieg"

Trotz der Bemühungen der Regierung rechnet der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, mit einem dramatischen Winter für die etwa drei Millionen Einwohner zählende Hauptstadt der Ukraine. „Das ist der schlimmste Winter seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagte er gegenüber der Bild Zeitung. Man müsse auf das „schlimmste Szenario“ von flächendeckenden Stromausfällen bei tiefen Temperaturen vorbereitet sein: „Dann müssten Teile der Stadt evakuiert werden“, sagte er. „Aber so weit wollen wir es nicht kommen lassen!“

Der frühere Boxweltmeister warf dem russischen Staatschef Wladimir Putin vor, durch Angriffe auf die zivile Infrastruktur die Ukrainer zur Flucht aus Kiew treiben zu wollen. „Putin will die Menschen terrorisieren, sie frieren lassen, ohne Licht.“ So solle Druck auf den ukrainischen Präsidenten ausgeübt werden. „Aber das wird nicht passieren. Mein Eindruck ist: Die Menschen werden nur noch wütender, noch entschlossener. Wir werden nicht sterben oder fliehen, so wie Putin es möchte“, sagte Klitschko.