Manchmal fragt man sich: Was muss in Österreich passieren, damit etwas passiert? Der Ex-Vorsitzende des ukrainischen Verfassungsgerichtes steht auf der internationalen Fahndungsliste. Von Oleksandr Tupytskyi (59) ist die Rede. In der Ukraine wurde er in Abwesenheit verurteilt. Interpol ist dem Mann schon seit Monaten auf den Fersen – nur die heimischen Behörden scheint das alles nicht weiter zu interessieren. Nun haben Passanten Tupytskyi nämlich seelenruhig durch die Wiener Innenstadt spazieren gesehen, und dabei auch gefilmt.

Anfang April wohnte Tupytskyi im Wiener 4-Sterne-Hotel „Stefanie“

Man reibt sich verwundert die Augen und fragt sich, ob Verfassungsschutz und Polizei eigentlich mitbekommen, was der Öffentlichkeit schon längst bekannt ist. Bezüglich des Aufenthaltsorts dieses Mannes haben die heimischen Behörden schon Anfang April, also vor viereinhalb Monaten, einen heißen Tipp erhalten – und zwar vom eXXpress. Damals konnte die eXXpress-Redaktion Tupytskyi im eleganten 4-Stern-Hotel „Stefanie“ an der Wiener Taborstraße aufspüren. Auch seine Frau Olga dürfte mit ihm dort gelebt haben. Von den Hotelangestellten wurde sein Aufenthalt verleugnet – offenbar wusste man sehr genau, wer hier ein Zimmer bezogen hat.

Der eXXpress hat Tupytskyi im Hotel Stefanie aufgespürt – vor viereinhalb Monaten.

Im Kofferraum aus der Ukraine geflohen

Sämtliche Ukrainer waren schon vor einem halben Jahr fassungslos: Oleksandr Tupytksyi gilt als zweitgrößter Feind des ukainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach Wladimir Putin. Er soll zahlreiche Anti-Korruptionsgesetze des neuen ukrainischen Präsidenten torpediert haben, und dabei monatelang versucht haben, den Präsidenten mit einer Verfassungskrise in der Ukraine zu schwächen. Brisant: Tupytskyi wurde noch vom früheren, moskautreuen Staatschef Viktor Yanukowitsch als Höchstrichter eingesetzt.

Der Ex-Vorsitzende des Verfassungsgerichtshofes der Ukraine: Oleksandr Tupytskyj (59)

Im Dezember 2021 setzten die USA dann den von Selenskyj abberufenen Vorsitzenden des Verfassungsgerichtshofes auf die Sanktionsliste. Die Begründung des US-Außenministeriums: „Signifikante korrupte Handlungen und Verdacht der Bestechung“.Oleksandr Tupytskyi gelang aber die Flucht aus der Ukraine – laut Geheimdienstkreisen konnte er versteeckt im Kofferraum eines Autos den Grenzübergang Kosyno passieren über Ungarn nach Österreich einreisen. Dabei hätte Tupytskyi die Ukraine gar nicht verlassen dürfen.