57 Prozent aller Händler leiden unter Existenzängsten, jeder vierte stationäre Handelsbetrieb kann eingehende Rechnungen nicht mehr vollständig bedienen, jede fünfte Firma (19 Prozent) kann keine doppelten Gehälter (Weihnachtsgeld) mehr zeitgerecht auszahlen. 56 Prozent der Ein-Personen-Unternehmen gehen als Unternehmer selbst leer aus. 11 Prozent könnten binnen einem Monat von Zahlungsunfähigkeit betroffen sein, weitere 17 Prozent innerhalb von drei Monaten. Ein Drittel der Handelsbetriebe (32 Prozent) sieht sich zu einer Reduzierung des eigenen Personals gezwungen.

Das sind die besorgniserregenden Resultate einer Blitzumfrage des Handelsverbands unter den heimischen Händlern – vom KMU bis zum filialisierten Konzern.

Staatshilfen: Kleine Unternehmen rechnen mit langen Wartezeiten, große mit zu wenig Geld

Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will unterstreicht: “Die Ergebnisse der Befragung zeigen ganz deutlich, was es braucht: Rasche Hilfen und rasches Öffnen des Handels, der nie ein Corona-Hotspot war und durch den harten Lockdown in existenzielle Probleme gerät. Jeder weitere Tag, an dem wir im Weihnachtsgeschäft geschlossen halten müssen, befeuert das Händlersterben.” Planungssicherheit sei gleich null, die Frustration über den Umgang mit der Branche hoch.

Nur etwa jedes siebte befragte Handelsunternehmen (14,5 Prozent) ist mit der Abwicklung der Corona-Staatshilfen zufrieden. Dies liege wohl daran, dass die Details der neuen Hilfen noch ausstehen und die Treffsicherheit und der zeitnahe Erhalt angezweifelt werden. Viele junge Unternehmen, die in den vergangenen zwei Jahren noch nichts oder nur wenig erwirtschaftet haben, hätte darüber hinaus das Gefühl auf der Strecke zu bleiben und in Bürokratie zu versinken. Will: “Die kleinen Unternehmen befürchten lange Wartezeiten statt raschem Cashflow, die großen Unternehmen sehen nur einen Bruchteil der tatsächlichen Verluste abgedeckt. So lautet die Bilanz der österreichischen Händler.”

Händler erwarten im Weihnachtsgeschäft einen Umsatzeinbruch von 51 Prozent

Während die befragten Unternehmen im Vorkrisenjahr 2019 noch durchschnittlich 31 Prozent ihrer Jahresumsätze allein im November und Dezember erwirtschaften konnten, macht ihnen heuer die Covid-Pandemie und der erneute bundesweite Lockdown im Handel in der Vorweihnachtszeit erneut einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. “Unsere Händler abseits der lebensnotwendigen Güter rechnen heuer im Weihnachtsgeschäft mit einem Umsatzeinbruch von 51 Prozent. Aber auch Nahversorger in den Tourismusregionen kämpfen. Die Berücksichtigung der Empfehlungen des Handelsverbandes bei den Staatshilfen hat daher hohe Priorität, um irreversible Schäden der Branche abzuwenden”, sagt Rainer Will.

Die Lockdown-Blitzumfrage des Handelsverbands fand von 26. bis 28. November 2021 statt. 236 Handelsbetriebe (68 stationäre Händler, 14 Online-Händler und 154 Omnichannel-Händler) aller Größenklassen aus dem Kreis der über 4.000 Mitglieder des Handelsverbandes haben an der Online-Befragung zu den Auswirkungen des vierten bundesweiten Lockdowns teilgenommen.