Seltsame TV-Auftritte, dann ein verstörender “Zähne zusammenbeißen”-Sager und dazu die überheblich wirkende Verweigerung, mit den Mitbewerbern im Wahlkampf zu diskutieren: Alexander Van der Bellen (78) machte es seinen Wahlkampf-Managern wirklich nicht leicht, den amtierenden Bundespräsidenten in eine zweite Amtszeit zu bringen.

Und nach wie vor, selbst 48 Stunden vor der ersten Hochrechnung, ist noch immer eine Sensation möglich: Wenn die Stimmungslage jetzt so bleibt wie in der aktuellen INSA-Umfrage für den eXXpress (1000 Befragte, Zeitraum 4.10. bis 6.10.), dann könnte es ziemlich sicher eine Stichwahl geben – Van der Bellen hätte nicht die absolute Mehrheit. Laut den neuesten Daten wäre der Grüne während des Wahlkampfs von 59 % der Stimmen (laut Umfrage für das profil, 17.9.) auf nun 48,5 % abgestürzt.

ÖVP-Wähler wählen VdB, FPÖ-Wähler wählen Rosenkranz und Grosz

Auf Platz 2 folgt Walter Rosenkranz mit 14,5 % der Stimmen und danach Dominik Wlazny (alias Marco Pogo) von der Bierpartei mit 12,5 %. Tassilo Wallentin und Gerald Grosz liegen gleich auf bei je 9 %. Der oberösterreichische Schuhmacher Heinrich Staudinger und Michael Brunner von der MFG liegen bei 3,5 bzw. 3 %.

Unter den Wählern von Grünen, ÖVP und SPÖ erreicht Van der Bellen in der Umfrage jeweils eine absolute Mehrheit. Besonders groß ist der Zuspruch – wenig überraschend – bei den Grün-Wählern mit 83 %. Auf 62 % der ÖVP-Wähler kann der amtierende Bundespräsident zählen, das ist ein noch höherer Anteil als bei SPÖ-Wählern (58%). FPÖ-Wähler werden großteils bei Rosenkranz das Hakerl machen, auf die absolute Mehrheit kommt der freiheitliche Spitzenkandidat aber auch bei ihnen nicht (44 %). Am stärksten verliert er wohl an Grosz, der unter freiheitlichen Wählern 19 % erreicht. Anders sieht das bei Wallentin aus, der am meisten Zuspruch bei NEOS-Wählern (13 %) erhält. Unter den NEOS-Sympathisanten findet ansonsten Wlazny eine überraschend große Zustimmung (34 %), das um nur drei Prozentpunkte weniger als bei Van der Bellen (37 %).

Van der Bellen stößt bei Grünen, ÖVP und SPÖ auf breite ZustimmungORF 1

Die Wahlbeteiligung könnte diesmal besonders hoch werden

Die Wahlbeteiligung könnte trotz des schönen Wetters durchaus hoch sein: 79 % der Befragten gaben an, bei der nächsten Wahl auch tatsächlich ihre Stimme abgeben zu wollen, 11 % sind sich noch nicht sicher. Zum Vergleich: Beim ersten Wahldurchgang der Bundespräsidentenwahl 2016 lag die Wahlbeteiligung bei 68,5 % und war damit um 14,9 Prozentpunkte höher als 2010 (53,6 %) . Bei der finalen Stichwahl von Alexander Van der Bellen gegen Norbert Hofer am 4. Dezember 2016 erhöhte sich die Wahlbeteiligung nochmals auf 74,2 % – eine deutliche Steigerung.

Doch es gibt noch Luft nach oben, wie die Umfragen zeigen. Möglicherweise ist der Anteil der Bürger, die von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen, am kommenden Sonntag noch höher. Wobei die Wahlbegeisterung unter Einheimischen (85 %) deutlich höher ist, als bei Menschen mit Migrationshintergrund (52 %).