Die Schlagzeilen vieler Mainstream-Medien über eine zunehmende Schwäche Russlands werden noch lange in Erinnerung bleiben: So war etwa besonders grotesk, dass Zeitungen verbreiteten, dass die russischen Soldaten “nur noch mit Schaufeln” kämpfen würden. Immerhin haben sie nun auch mit dieser eher leichten Bewaffnung die ukrainische Festungsstadt Bakhmut erobert. Ein österreichisches Online-Medium hat sogar Wladimir Putin (70) sterben lassen und meinte, dass der russische Präsident schon “seit Monaten tot sei”.

Einer, der die Analyse der Ist-Situation in der Russischen Föderation vielleicht etwas ernsthafter betreibt, ließ jetzt aber mit einem Interview in der Bundesakademie für Sicherheitspolitik aufhorchen, das bisher nur von der dpa, der Deutschen Welle, der TASS und dem eXXpress veröffentlicht wird: Bruno Kahl, der Präsident des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND), erklärte nun, dass Russland nach wie vor in der Lage sei, einen Krieg auf der langen Distanz gesehen zu führen – mit immer wieder neu rekrutierten Soldaten.

Interessante Analyse: Bruno Kahl, der Präsident des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND)

BND-Chef: "Keine Anzeichen, dass das System Putin implodiert"

Der deutsche Geheimdienst-Chef sagte auch: “Auch 15 Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges hat der Bundesnachrichtendienst keine Indizien festgestellt, die auf eine Destabilisierung des Regimes des russischen Präsidenten Wladimir Putin deuten. Trotz vereinzelter Kritik – etwa an den Munitionslieferungen – gebe es auch keine Anzeichen, dass das System ins Wanken gerate oder implodiere. Aber das ist auch nicht auszuschließen.”

Bruno Kahl analysierte dazu: “Von Schwachheit oder davon, dass die Aktivitäten zusammenbrechen könnten, ist nicht zu reden. Zwar gebe es Verwundbarkeiten und auch Überraschungen – etwa, was die Leistungsfähigkeit der Streitkräfte betreffe. Wenn aber der Westen die Ukraine nicht sehr organisiert unterstützt und Widerstand organisiert, könnte sich Putins Strategie durchsetzen, auf die lange Zeitschiene und die Masse zu setzen.”

Die russische Nachrichtenagentur TASS, die die Aussagen des BND-Präsidenten ebenfalls veröffentlicht, bringt dazu auch noch ein interessantes Detail daraus: So hätte die deutsche Bundesregierung “schon 14 Tage vor Beginn der Invasion” vom bevorstehenden Angriff auf die Ukraine gewusst. “Wir hatten dazu eindeutige Hinweise beobachtet”, wird Kahl zitiert.

Trotz massiver Verluste beider Kriegsparteien sei die Russische Föderation noch lange in der Lage, den Krieg fortzusetzen, sagte jetzt der Chef des deutschen Geheimdienstes.