Während Österreich in den vergangenen Tagen und Wochen von einem Polit-Beben ins nächste ritt und im Zuge dessen auch mehrmals den Kanzler wechselte, vollzog sich der wichtige Machtwechsel bei unseren (doch allein Einwohnertechnisch zehn mal größeren) deutschen Nachbarn beinahe ironisch unaufgeregt. Nach 16 Jahren an der Spitze Deutschlands übergab Angela Merkel das Bundeskanzleramt an ihren Nachfolger Olaf Scholz (der eXXpress berichtete). Das ganze Prozedere dauerte unter zwei Minuten, und wenn man den beiden Spitzenpolitikern glauben schenken mag, dann wird sich “auch sonst nicht viel ändern” nach dem Übergang von der Ära Merkel auf Scholz.

Scholz: "Krisen haben uns zusammengeschweißt"

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat seiner Vorgängerin Angela Merkel (CDU) für ihren Einsatz als Kanzlerin für Deutschland gedankt. In ihrer Amtszeit habe Merkel viele Krisen zu bewältigen gehabt, manche davon hätten sie auch zusammen durchgestanden. “Das hat zusammengeschweißt”, sagte Scholz am Mittwoch bei der Amtsübergabe im Kanzleramt. Merkel gratulierte ihrem Nachfolger indes zu dessen Wahl und neuen Amt.

Scholz will "gerne an die nord-ostdeutsche Merkel-Mentalität" Merkels anschließen

“Zwischen uns hat immer eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit existiert”, so Scholz. Das zeige, dass Deutschland eine starke und leistungsfähige Demokratie sei.

Wenn er jetzt das Kanzleramt übernehme, werde sich gar nicht so viel ändern, sagte Scholz mit einem Schmunzeln. “Ich will gerne anknüpfen an die, wie soll man das sagen, nord-ostdeutsche Mentalität, die da bisher geherrscht hat. So viel wird sich da nicht ändern”, versprach er. Später fügte er ernst hinzu, ein Regierungsübergang in einer großen, nicht abgeschlossenen Krise setze auch Kontinuität und Gemeinschaft voraus. “Und ich gehe davon aus, dass uns das auch gelingt”, sagte er.

Merkel: Kanzleramt ist "vielleicht eine der schönsten Aufgaben die es gibt"

Merkel wünschte Scholz bei der Amtsübergabe im Kanzleramt “eine glückliche Hand für das Land”. “Nehmen Sie dieses Haus in Besitz und arbeiten Sie mit ihm zum Besten unseres Landes”, so die CDU-Politikerin. Sie wisse aus eigenem Erleben, dass es ein bewegender Moment sei, in dieses Amt gewählt zu werden.

Scholz erahne vielleicht, dass dies eine spannende, erfüllende und auch fordernde Aufgabe sei. “Aber wenn man sie mit Freude angeht, dann ist es vielleicht auch eine der schönsten Aufgaben, die es gibt, für dieses Land Verantwortung zu tragen”, sagte Merkel. Sie wünsche von Herzen alles Gute. (APA/dpa)

Merkel für deutsche Bundesversammlung nominiert

Und wie geht es nun für Angela Merkel weiter? Die Altkanzlerin soll dem Wahlleutegremium bei der nächsten Bundespräsidentenwahl angehören. Merkel ist nämlich von der CDU-Fraktion im Landtag Mecklenburg-Vorpommern für die deutsche Bundesversammlung nominiert worden. Die SPD-Fraktion will dem Vernehmen nach den Schlagersänger Roland Kaiser aufstellen, die Linke unter anderem den Sänger Dirk Zöllner.

Merkel hatte ihr Amt am heutigen Mittwoch nach 16 Jahren an den neuen sozialdemokratischen Kanzler Olaf Scholz übergeben. Die Bundesversammlung besteht aus den 736 Bundestagsabgeordneten und noch einmal so vielen Wahlpersonen, die von den Landtagen bestimmt werden. Merkels Heimatbundesland Mecklenburg-Vorpommern stehen dabei 16 Wahlfrauen und Wahlmänner zu. Bei der Wahl am 13. Februar 2022 will der sozialdemokratische Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier erneut antreten. (APA/red)