“Nein, ich hatte keine schöne 24 Stunden”, beginnt Sebastian Kurz (36) ein Hintergrundgespräch mit dem eXXpress, in dem er die Abschrift einer bisher unbekannten Tonband-Aufnahme vorlegen möchte. Die Aufnahme war bisher im Safe seines Anwalts, sagt der Ex-Kanzler: “Ich hatte damals schon ein ungutes Bauchgefühl, wie ich mit Thomas Schmid im Oktober 2021 telefoniert habe. Es war die Zeit als alle Chats bekannt waren, die Ermittlungen begannen. Ich wollte das Gespräch für mich aufnehmen, mir mehrmals anhören, dabei herausfinden, was er da wirklich sagt.”

Jetzt hätten ihn die Aussagen von Thomas Schmid (46) bei der Wirtschafts- und Korruptions-Staatsanwaltschaft (WKStA) “umgeworfen”: “Klar: Das ist extrem durchschaubar, was er will – er will seine Haut retten, indem er andere anpatzt. Deshalb dank ich dem Herrgott, dass ich diese Tonband-Aufnahme habe, die ich eigentlich erst verwenden wollte, wenn es tatsächlich zu einer Gerichtsverhandlungen kommen könnte.”

Sauer über die Vorwürfe von Thomas Schmid: Ex-Kanzler Sebastian Kurz.

Im Telefonat fällt kein einziger Hinweis auf eine Anstiftung

Und tatsächlich ist das Gesagte in der Abschrift heftig – und der Text entlastet massiv den früheren ÖVP-Chef Sebastian Kurz: So ist nie die Rede davon, dass Kurz den Ex-Generalsekretär im Finanzministerium zu dem bekannten Umfrage- und Inseraten-Krimi “angestiftet” haben soll, wie dies Schmid nun aktuell im Einvernahmeprotokoll der WKStA nachzulesen ist (der eXXpress berichtete).

Vielmehr betont Schmid im Telefonat mit Kurz: “Naja, das mit dem Anstiften, das ist zum Beispiel irgendwie etwas … ich kann dir das nicht konkret beantworten, weil das immer etwas Abstraktes ist. Und da nehmen sie (Anm.: die WKStA-Staatsanwälte) so Gesamtzusammenhänge her, aus denen sie sich das ableiten.” Also null, nichts davon, dass er von Kurz “einen Auftrag” dazu erhalten hätte – in einem Telefonat, bei dem Thomas Schmid gar nicht gewusst hat, dass es aufgenommen wird. Laut WKStA hätte Schmid bei diesem Teil des Telfonats ja sagen müssen: “Aber Sebastian, du hast mich ja damit beauftragt.” Aber das kam nicht.

Belastet sich und andere: Ex-Generalsekretär Thomas Schmid (46)

Schmid schimpft über Mitterlehner

Hart formuliert Thomas Schmid dann auch an anderen Stellen des aufgezeichneten Telefonats: So seien die Redakteure beim Standard “Sexisten” (Zitat Schmid), und “alte Männer, die sich immer so aufführen, jetzt da glauben, sie können die Moral sein” (Zitat Ende). Und über den Ex-NEOS-Obmann Strolz meint Schmid: “Dieser Widerling, der glaubt, jetzt muss er moralische Tipps geben, das ist einfach so unglaublich.”

Auch über Ex-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) zieht Schmid in diesem Telefonat her: Also ich werde nie vergessen diese Regierungssitzung damals mit dem Mitterlehner und mit dem Faymann noch, ja. Wo der so den Posch fertig gemacht hat und die damalige Staatssekretärin Stessl, dass die beiden weinend rausgelaufen sind.”

Machte die Umfragen für das Finanzministerium: Sabine Beinschab.

Heftig belastet in dem Telefonat der Ex-Generalsekretär im Finanzministerium auch die Meinungsforscherin Sabine Beinschab – Thomas Schmid unterstellt ihr wörtlich: “Die Beinschab hat ja glaub ich, was sie gemacht hat, ist, die Sachen teilweise doppelt verrechnet hat, ja. Die hat uns Sachen verrechnet und dem Österreich verrechnet, ja.” Und zuvor: “Ich mein’, dass diese deppate Kuh dann diese Rechnungen umeinanderschickt und, aus dem die jetzt machen, das war alles a Auftrag, das war eine ganz andere Sache.”

Das Tonband und die Abschrift gingen bereits an die WKStA. Jetzt sind die Staatsanwälte am Zug. Und bei einer vielleicht doch möglichen Anklage muss dann der Richter entscheiden: Was hält er für die Wahrheit? Die Worte in einem Telefonat, bei dem Schmid nicht wusste, dass es aufgenommen wird. Oder dem ein Jahr später Beschuldigten Thomas Schmid, der mit seinen Sätzen andere Personen belasten will, um vielleicht selbst mit einem Kronzeugen-Status straffrei zu bleiben?

Hier das ganze Telefonprotokoll zum Nachlesen: