Für den ungarische Sicherheitsexperten György Nogradi steht fest: „Sollte Selenskyj tatsächlich die Druschba-Ölpipeline sprengen, wäre das „nach dem NATO-Artikel 5 ein Angriff auf Ungarn und damit auf die NATO.“ Kiews Plan solle als Sabotageakt betrachtet. Geleakten Dokumenten zufolge hat Selenskyj einen entsprechenden Anschlag bei einem Treffen Mitte Februar mit der stellvertretenden Ministerpräsidentin Yuliya Svrydenko vorgeschlagen – der eXXpress berichtete.

„Die Amerikaner entschuldigen Selenskyjs Verhalten“

Gegenüber dem ungarischen Medium „Mandiner“ hält Nogradi fest: „Ein Angriff auf ein NATO-Mitglied wird auch andere Mitgliedstaaten auf den Plan rufen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass unser Land die Ukraine mit der größten Hilfsaktion ihrer Geschichte unterstützt, aber diese Informationen scheinen Selenskyj nicht zu erreichen. Die Amerikaner entschuldigen ihn. Er habe in seiner Nervosität nur gedroht, aber ‚wer die Hitze nicht verträgt, sollte nicht in der Küche stehen‘.“

„Selenskyj kann nicht akzeptieren, dass ein Nachbarland seine Politik nicht bedingungslos unterstützt“

Mit der Person des ukrainischen Präsidenten und seiner Mannschaft ging der ungarische Sicherheitsexperte hart ins Gericht: „Selenskyj kann nicht akzeptieren, ein Land in seiner Nachbarschaft zu haben, das sich weigert, seine Politik bedingungslos zu unterstützen.“ Darüber hinaus „wütet in der Ukraine der Nationalismus, und die Führung befindet sich nicht auf dem Boden der Realität.“

„Kiew will Ungarns Industrie zerstören und Orban schwächen“

Nun würden sich die ungarisch-ukrainischen Beziehungen weiter verschlechtern, „obwohl sie bisher schon nicht sehr freundschaftlich waren“. Und: Die Gefahr einer Eskalation sei hoch: „Es ist keine Übertreibung, wir tanzen am Rande eines Weltkriegs.“

Die Druschba-Pipeline wurde von der Sowjetunion gebaut. Sie versorgt Ungarn mit Öl. „Selenskyj betonte, dass die Ukraine die Pipeline einfach in die Luft jagen und die Industrie des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban zerstören sollte, die stark auf russisches Öl angewiesen ist“, heißt es in einem geleakten Dokument. In den Gesprächsprotokollen würde immer wieder seine Wut auf Ungarn deutlich, schreibt dazu die „Washington Post“ weiter. Das Pentagon hat die Echtheit der Dokumente bis heute nicht bestritten.

Die Donau-Raffinerie in der Nähe der Stadt Szazhalombatta erhält weiterhin russisches Rohöl über die Druschba-Pipeline.APA/AFP/ATTILA KISBENEDEK
Eine Gedenktafel für den Bau der Druschba-Pipeline bei der Empfangsstation für Erdöl aus RusslandAPA/AFP/ATTILA KISBENEDEK

„Ungarn hat im weltweiten Vergleich hervorragende Reserven an Rohöl“

Der sicherheitspolitische Experte György Nógrádi meint, der Plan wolle die ungarische Industrie zerstören und Viktor Orban zu schwächen. Gemäß dem Energierechtsanwalt Máté Tóth sind die ungarischen Reserven an Rohöl und verarbeiteten Erdölprodukten im weltweiten Vergleich hervorragend, wie er gegenüber der ungarischen Zeitung „Magyar Nemzet“ unterstreicht. Allerdings seien die inländischen Reserven begrenzt. Ein solcher „Terrorakt“ würde sofort die Öl- und Kraftstoffpreise in die Höhe treiben.